Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Freundschaftshöhle bei Salem/Freudenberg, D
Nördlich des Bodensees zwischen Friedrichshafen und Meersburg liegen eine hügelige Schotterebene bis zur Donau. Nicht gerade ein Gebiet, wofür sich "Höhlenforscher" wirklich interessieren. Aber Wanderkarten des Gebiets weisen doch richtige Höhlenzeichen und Ortsnamen mit einem solchen Bezug auf, so daß man es doch nicht ganz ignorieren darf.
Im August 2001 war ich einmal mit Willi Adelung und einer Wanderkarte unterwegs, damit wir da einmal nachschauen konnten. Das bemerkenswerteste Objekt war die Freundschaftshöhle in der Nähe von Salem. Bekannt ist die Höhle in der Umgebung schon immer, ist doch schon der Zugang zu ihr mit einem großen Holzschild mit Höhlennamen direkt an der Straße zum Heiligenberg markiert. Man geht etwas an der Hangkante des Molassefelses auf einem Wanderweg entlang und kommt dann zu einer Weggabelung. Ein Weg führt kräftig über Stufen hinab und scheint nur direkt zur Fahrstraße unten zu führen. Aber kurz davor knickt er nach rechts ab und führt horizontal weiter. Nur darüber ist der Zugang zur Höhle möglich, die in einem richtigen Steilhang liegt. Wenn die hohen Bäume nicht wären, man hätte von hier einen prachtvollen Blick hinaus aufs Land.
Auf einmal ist sie da, die alte Wohnhöhle. Eine
Tafel informiert den Besucher ausführlich über die
bemerkenswerte Geschichte. Sie habe lange als Wohnplatz für
Bedienstete des fürstlichen Hauses bedient. Um die Felsnische
wohnlich zu machen, mußte man verschiedene Veränderungen
vornehmen, z.B. ein Kaminloch nach oben ausgraben. Bereits für
das Jahr 1688 ist ein Häuschen an dieser Stelle für einen
Hans-Georg Sauter bezeugt, den "Hüllelimann". Er
stellte damals den Antrag, an anderer Stelle ein Häuschen
errichten zu dürfen, weil der Fels abbröckelte und seine
Felswohnung kaum zu erreichen war. Er erhielt die Erlaubnis,
20 Jahre später, und baute "in unmittelbarer Nähe"
eine neue Hütte. Rätselhaft bleibt mir, wo dies wohl gewesen
sein könnte, denn überall ist nur Steilhang. 1802 drohte sie
mitsamt ihren Bewohnern bei der Schneeschmelze in die Tiefe zu
rutschen.Danach durften die Bewohner umziehen und bauten sich an
der Röhrenbacherstraße in Heiligenberg ein neues Domizil, das
noch lange bei den Bewohnern das "Hillele" hieß.
Die Informationstafel enthält auch den Hinweis auf König
Friedrich Wilhelm von Preußen, der von der Höhle aus den
Heiligenberg als "ein Stück vom Himmel" genannt habe.
Es sieht so aus, als habe schon vor einiger Zeit die Höhle "saniert". Ein Betonsäule stützt das Höhlendach, einige Fugen sind mit Zement geschlossen worden, eine Sitzbank lädt zum Verweilen. "Kreative" Künstler waren inzwischen auch hier und hinterließen überall rotfarbige Graffiti.
Ein besuchenswerter Ort.
Fotos Willi Adelung
Erst 2022 hab ich der Höhle wieder einen Besuch abgestattet. Es war ein wunderschöner Sonnentag Ende März. Die Straße hinauf nach Heiligenberg war wegen Straßensanierungsmaßnahmen gesperrt und so blieb mir nur, in Steigen das Auto zurückzulassen und zu Fuß die "Alte Steige" hinaufzulaufen. Dort geht es dann auf einem markierten Wanderweg mit ein wenig auf und ab hinein in die steile Felswand mit der kleinen Höhlenwohnung. Die großen Bäume unterhalb hat man inzwischen gefällt, so daß nichts mehr die Trausaussicht auf das Land unterhalb bis zum Bodensee mehr trübt. Die mit Spitzbeton zusammengehaltene Konglomerathöhle hat wirklich kein Schaustück, aber darauf kommt es hier wohl überhaupt nicht an.
2022 | ||
Links:
https://www.heiligenberg.de/de/gaeste/freizeit-kultur/heiligenberg-entdecken/freundschaftshoehle
http://www.albtips.de/2021/09/25/heiligenberg-amalienhoehe-linzgau/
Speläologisches in Oberschwaben
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