Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
HöRePsy 2011
20. Treffen der
Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche / 14.-16. Oktober 2011
im Gasthof Post in Velburg
"Stay hungry. Stay foolish."
Steve Jobs: How to live before you die | Video on TED.com
Ein Rückblick auf HRP 2010 beim Lamprechtsofen
Die besuchten Höhlen:
Landschaft und Höhlen um Velburg
Das diesjährige Jubiläumstreffen unserer klein gewordenen "Interessengemeinschaft" war wieder ein voller Erfolg. Diesmal hatte sich Manfred Moser aus Regensburg bereit erklärt, es zu organisieren. Er tat dies mit einer großen Gründlichkeit und Präzision. Und er hatte offenbar auch mit den Wettergöttern eine gute Vereinbarung erreicht. Das frühherbstliche Wetter hätte nicht besser sein können, so daß es der reine Genuß war, durch die Landschaft zu streifen und sich an dem manchmal richtig spektakulären, ohne Übertreibung, Karst zu erfreuen, einige alte Kirchen aufzusuchen und auch nach Bezügen zu unserem Grundthema zu schauen (bei Manfreds Kenntnissen gab es da sogar einige Raritäten zu bewundern!) und natürlich auch einige Höhlen zu durchstreifen, wobei die Rate Höhle/Stunde recht hoch war. Und als es abends dunkel wurde, um diese Jahreszeit passiert das ja schon ziemlich früh im Vergleich zum Sommer, verzogen wir uns dann in das gemütliche Hotel "Post" in Velburg, unserem Standort, und erfreuten uns an den tadellosen Speisen und dem feinen Bier. Am Ende ging es dann in den uns alleine überlassenen Fernsehraum, in dem wir alle gut Platz in den tiefen schwarzen Ledersesseln fanden und in dem dann die Vorträge und Diskussionen ungestört vom starken Gastbetrieb stattfinden konnten.
Es begann vom Freitagabend mit einem Vortag von mir über Träume und Höhlen. 1995 hatten ich bereits diesen Vortrag halten wollen, hatte alles vorbereitet, aber es kam nie dazu. Warum? Weil das Mittagessen gerade fertig war, als ich anheben wollte, und dann strebten einige der damaligen Teilnehmer gleich nach Hause (einer schoß den Vogel ab, in dem er sagte: Ich habe den Text ja in der Tagungsmappe, da kann ich ihn ja nachlesen, brauche also gar nicht mehr dableiben) und es blieben kaum mehr Zuhörer übrig. Dabei ist dieses Thema sehr reizvoll, weil das Träumen schließlich uns alle täglich angeht, jeder tut es, ob er nun will oder nicht, und ein wenig darüber zu hören, was wir heute darüber wissen, ist schon eine feine Sache. Und welche Zusammenhänge es mit den Höhlen gibt - dazu reicht nicht die blühendste Phantasie, aber es ging ja zuerst mal um Fakten dazu. Da gibt so viele, daß ich nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Materials vortragen konnte, aber Vollständigkeit war ohnehin nicht angestrebt. Manfred las noch einen Text über Kirche von St. Wolfgang, die Höhle und das "Eierpicken", einen dort früher gepflegten Osterbrauch von Huber vor, der uns auf unsere morgige Exkursion vorbereiten sollte. Der Tag war lang gewesen und wir strebten danach in die Betten. Ob jemand in der Nacht von Höhlen träumen würde?
Am nächsten Morgen herrschte Kaiserwetter. Kein Wölkchen am
Himmel. Ein üppiges Hotelfrühstück wartete auf uns. Um 100 Themen kreiste das
Gespräch beim Morgenkaffee, auch um Fliegenpilz und Stechapfel, und dann um die
geplante Exkursion. Wir paßten alle in mein Auto, das erst einmal von den
Eiskristallen auf der Frontscheibe befreit werden mußte. Es galt sich warm
anzuziehen.
Erstes Ziel war die Kirche von St. Wolfgang. Manfred holte im Haus daneben die
freundliche Schlüsselverwalterin, die uns aufsperrte und uns dann alleine ließ.
Hier war ja einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Oberpfalz früher und noch
ist ein wenig davon hier spürbar. Der Blick auf die Empore lohnte sich für einen
Höhleninteressierten zweifach. Da gab es Gemälde, wohl aus dem Barock, das die
Kirche, das Höhlenportal oberhalb und, wenn man genau hinschaute, und Bescheid
weiß, auch im Berg daneben, dem Schloßberg, den kleinen Eingang zum Kleinen
Zigeunerloch. Es gibt nur wenige solcher Höhlendarstellungen auf Kunstwerken,
entsprechend hoch darf das Interesse daran sein.
Danach ging es hinauf zum Hohlloch, dieser Vorzeigehöhle der Oberpfalz wegen
ihres prachtvollen Eingangsportals. Falls aber Erwartungen geweckt wurden, daß
es danach großartig weitergehen würde, der wird massiv enttäuscht. Das Portal
ist 16 m breit und 11 m hoch, aber die Gesamtausdehnung in die Tiefe ist
allenfalls 40 Meter. Der Boden ist flach, längst eingeebnet, weil die früher als
Bierkeller genutzt worden ist. Ein Holzpodest ist da, das einmal im Jahr zu
einem Höhlenfest mit Blaskapelle genutzt wird. Der hinterste Teil ist
unzugänglich mit einer Mauer und einem verschlossenen Gitter. Nur irgendwelches
altes Gerümpel liegt drinnen, der Blick lohnt sich nicht.
Nach links ging es weiter, durch einen richtigen Durchschlupf im Fels. Ob der im
Sinne der Durchschlupfbräuche, wie es sie ja gerade im Zusammenhang mit dem
Wolfgangskult an anderen Orten in Europa gegeben hat, je genutzt wurde? Die
schriftlichen Quellen enthalten dazu keine Hinweise. Noch ein paar Meter weiter,
dann standen wir vor dem Eingang in die St.-Wolfgang-Höhle. Auch sie war mal als
Bierkeller genutzt und entsprechend gut ist auch der Zugang dazu als breiter Weg
ausgebaut. Innen sind die Böden eingeebnet, eine alte deckenhohe Mauer ist noch
vorhanden, ansonsten ist außer den Zerstörungen am Höhlenschmuck nicht viel von
dem Wirken der Menschen zu bemerken. Außer den Wandzeichnungen einer Hanfstaude,
einer angezündeten Zigarette und dem darunter stehenden Wort "Pot". Gab es hier
mal eine "Haschparty"? Ist das ein Hinweis darauf, daß hier vor vielen Jahren
mal Menschen "über die Stränge geschlagen haben", bei uns momentan noch von
vielen hochgehaltene Wertvorstellungen nicht geteilt haben und mal richtig ihr
Leben gelebt haben - im Schutz der Höhle? Das wäre nur ein kleines
Mosaiksteinchen in der Beziehung zwischen Mensch und Höhle, hier genauer von
Rauschmitteln und Höhle. Man denke nur an die Schamanen oder das "Bier". Ist das
etwas kein Rauschmittel?
Dann ging es weiter zur König-Otto-Höhle. Alte Erinnerungen wurden in mir wach,
hatte ich doch das große Glück gehabt, kurz nach der Entdeckung der neuen Räume
mit Freunden von der FHKF die herrliche Adventshalle noch im unerschlossenen
Zustand besuchen zu können. Noch heute bin ich ihnen dankbar für diese
Gelegenheit. Und keiner hat uns verboten, dort zu fotographieren! Wenn ich da
etwa an das Fotoverbot in der Mühlbachhöhle denke! Welten liegen da zwischen den
Akteuren von damals und heute. Freundlichkeit und Nähe versus Exklusivität und
Auf-Abstand-Halten. Allerdings könnte einen der Besuch der Adventshalle heute
die Tränen in die Augen treiben. Was ist aus diesem Kleinod geworden? Die
Betonstege durch den Raum, der verschwundene See in der Mitte, jetzt die
Versuche mit farbiger Beleuchtung. Die Natur genügt ja schon lange nicht mehr,
Mehr muß es sein oder werden. Vielleicht bringt es ja der knallige Effekt oder
die Klangkulisse (die haben sie noch nicht probiert scheinbar). Auf der anderen
Seite sehen eben viele Menschen diese Tropfsteinformen, insbesondere dieses
erstaunliche Phänomen der massiven Wasserstandsmarken, die quer die Halle
bemerkbar sind. Einen Faux-pas enthielt aber die Erklärung der jungen,
freundlichen Führerin, wofür sie sicherlich nichts kann. Zwei Tropfsteine als
"Klobürsten" zu bezeichnen! Soll man das als deutlichen Indikator für den Stand
heutiger "Höhlenkultur" nehmen? Vermutlich soll das "lustig" sein, aber das ist
nur noch "billig".
Eines hat mich aber schon gestört an der Höhlenführung, nämlich das
Photographierverbot. So etwas hat man früher nicht nötig gehabt, ich war ja
schon 1967 zum ersten Male in der Höhle. Da hat der Höhlenführer noch den Blitz
gehalten, damit ein schönes Foto mit meiner Mutter vor einer Reihe von
Sinterfahnen entstehen konnte. Das waren noch Zeiten! Begründet wurde es mit dem
Fledermausschutz, der ja leider heutzutage für vieles gebraucht und vielleicht
auch schon mißbraucht wird. Angeblich werden die Fledermäuse dadurch
aufgeschreckt und aus dem Winterschlaf geweckt. Später hörten wir, daß eine
einzige Fledermaus schon in der Höhle gesehen worden ist, die herumflog. Ich
mußte an einen Besuch der Maximiliansgrotte vor einigen Jahren Anfang November
denken. Da hing eine Fledermaus mitten im Führungsweg in einem Gang, der gerade
mal 1,5 m hoch war und 2 m breit. Alle mußten an ihr vorbei, einen
"ungünstigeren" Platz in Bezug auf "Störungen" gab es nicht. Aber sie hing da
und hing da und hing da. Scheinbar vollkommen unbeeindruckt - aber vielleicht
schrieb sich die Geschichte aus der Sicht dieser Fledermaus ja auch ganz anders:
"Endlich ist wieder was los! Es ist so langweilig in diesen schwarzen Löchern.
Keiner kommt vorbei. Nichts rührt sich. Fad ist es hier. Ah, da rührt sich was.
Schauen wir mal, wer heute mich anschaut.. Wau...dafür gäbe ich mein Leben..."
Es war Mittag und Zeit für ein anständiges Mahl. Wir kehrten in
der Schauhöhlenhütte ein. 100%hörepsykonform. Auf einem Tisch, mitten im Raum,
3D-Photos aus der Höhle, demnächst im Internet zu sehen. An der Wand ein Fresko
eines Männlein, eine Hacke über der Schulter, mitten in einer Tropfsteinhöhle,
auf der Speisekarte "Tropfsteine", ein Kernthema von "Karst und Küche", zwei
Postkarten mit ziemlich leicht bekleideten Mädchen in der Auslage, ein an die
Wand gemalter Zwerg..... Wir kamen ins Gespräch mit dem neuen Pächter der Höhle.
In der Konkurrenz mit den auswuchernden Freizeitangeboten verlor die Höhle lang
Jahre immer mehr. Die Besucherzahl sank immer mehr und erreichte wohl einmal
einen Punkt, von dem aus nur die Wahl zwischen Schließung oder Neuanfang
bestand. Der wurde gemacht und man ist scheinbar optimistisch. Die Zahlen zeigen
wieder nach oben. Neuestes Produkt dieser Strategie ist ein Hochseilgarten, der
wohl 2012 in der Umgebung der Höhle entwickelt werden soll.
Wir erzählten von unserem HÖREPSY-Projekt in Velburg und unseren Problemen mit
dem Beamer im Hotel und die Reaktion war prompt. Der neue Pächter wollte uns
helfen und kam später tatsächlich selber in der Post in Velburg vorbei.
Irgendwie hatten wir es dann selber schon geschafft, so daß wir glücklicherweise
seinem Hilfsangebot nicht mehr bedurften.
Nächste Station war der "Schwammerl". Die Tourismusförderer
haben längst schon die Attraktionskraft der "Natur" entdeckt. Ob es die
"Menschen", die sie anlocken wollen, auch schon "sehen", da steht auf einem
anderen Blatt. Wir waren jedenfalls ganz alleine auf dem Weg zu diesem kleinen
Naturkleinod. Unter den Waldkuppen, die diese Landschaft prägen, verbergen sich
viele viele Felsen, die wurden halt alle wieder überwuchert von Bäumen und
Sträuchern, seitdem wir Menschen fossile und andere Energiequelle entdeckt
haben. Und heute werden viele dieser Plätze auch wieder von "Naturschützern" vom
Bewuchs befreit. Und zum Vorschein kommen kleine Naturwunder, wie halt dieser
"Schwammerl". Ein dicker Batzen, Kugel trifft es nicht, auf einem dünnen
"Stamm", trifft es auch nicht. Ich bin kein Goethe. Auf einem vorragenden
Felsen. Ein Blick, eine Überraschung. Kein Gran Canyon. Das muß es wirklich
nicht immer sein. Ein Foto. Dann wandere ich durch den Wald und über den
Felshang zurück. Nicht über den gebahnten Weg.
Heutzutage könnte man daraus ein falsches "Naturschutzproblem" machen. Ist mein
Verhalten "verallgemeinerbar"? Nein. Man muß nur alle die "Naturschönheiten"
anschauen, die für die Allgemeinheit erschlossen worden sind. Riesiges
Niedertrampeln gibt es da, wenn nicht "Leitlinien", Bänder, die Leute leiten.
Besonders dann, wenn sie busladungsweise kommen. Das war hier nicht. Ich
durchstreifte den Wald und die Felsen und schaute, suchte. Und, tatsächlich, da
war was. Ich schaute nach, legte mich auf den Bauch, spähte hinein. 1 m lang.
Nichts. Ich schaute weiter. Da, ein Eingang. Es galt, hinaufzukraxeln, da, Licht
von zwei Seiten. 5 m lang, drei Eingänge. In einigen Gegenden der Erde gelten
als "Höhle" erst Objekt, die mehr als 20 m haben! Hier ist das anders! Ich ging
weiter, die Freunde gingen schon unten auf dem normalen Weg. Es wurde Zeit, sich
wieder anzuschließen.
Nächste Station wurde die Lourdesgrotte bei Uttenhofen. Eine
richtige kleine Naturhöhle, die zu einer Lourdesgrotte umgestaltet worden ist.
Daneben wird auch noch an die gefallenden Kameraden im Krieg erinnert - und auf
der anderen Wandseite der Höhle prangt ein "Herz-Jesu" unübersehbar. Damit haben
wir hier eine Art Mulitfunktionsgrotte.
Weiter ging es nach Kastl. Das Kloster und die Kirche waren für uns nicht
einfach erreichbar, denn da waren verschiedene labyrinthische Fehlversuche, um
endlich zu Fuß das Ziel zu erreichen. Die Einzelheiten enthält dieser Bericht
nicht. Jedenfalls war der Besuch der Kirche erfolgreich. Das Thema Lochstein
tauchte hier als "Schleifstein" auf, schwerstgewichtig. Auch dem Tod kamen wir
hier sehr nahe, allerdings war einer der Hauptanziehungspunkte dieses Ortes,
dieses "Kaum-verweste-Kind", gerade nicht zu sehen. "Tröstend" war die
Orgelmusik, die zur Zeit unseres Besuches dort erschall. Leben versus Tod -
allgegenwärtig.
Auf dem Rückweg nach Velburg machte uns Manfred noch auf einige
Lochsteine aufmerksam. Sie sind da, aber um sie aufzuspüren bedarf es schon
eines geschärften Sachverstandes. Und wir haben sie gefunden! Ein Bauer, auf
dessen Hof besonders ich sie gesehen habe, erzählte von der Ursprungsgeschichte.
Beim Pflügen werden sie gefunden, wenn er über seine Äcker fährt. Nicht jedes
Jahr, alle, wohl Jubeljahre, mal. In Lauterhofen soll auch einer sein. Bei ihm
stehen die drei Prachtexemplare. Langsam traue ich mir ein Urteil zu.
Wir fahren weiter und auf Manfreds "Geheiß" stoppen wir mitten auf der Fahrt.
Zwei Bäume, dazwischen ein Stein, mitten zwischen flachen Feldern. Kaum war für
mich die Abfahrt erkennbar. Dann der Blick. Ein Loch. Tatsächlich. Am Fuße des
Steins. Besser ist es sichtbar, wenn man die Hand durchstreckt. Willi macht es.
Ein kleines Kulturdenkmal. Nicht Spektakuläres - und doch einen stark mit der
Erde um einen herum verbindend - vielleicht, wenn man sich genügend Zeit gönnt,
irgendwie darin einen Sinn erkennen kann, nicht mit Hierarchiehöhen zu kämpfen
hat, einfach so auf dem Boden liegt und seinen Arm in das Steinloch
hineinschiebt. "Die spinnen, die ....."
Ein bißchen unangesagt kommt unser Besuch des "Zwergenlochs".
Da steht links von der Straße ein Hügel, es ist der "Habsberg", darüber ragt aus dem Wald eine
rote Kirchturmspitze, und darunter soll in den Felsen diese sagenbehaftete Höhle
sein. Manfred kennt den Eingang. Wir stellen das Auto unterhalb ab, latschen die
vielen Treppen empor und zwei von uns machen es dann tatsächlich bis zum
Eingang. Eine kleine Kalkfelswand, darin eine Art Rohr. Ich krieche hinein, ein
paar Holzstäbe liegen noch drin, die werfe ich hinaus, damit es ein wenig
einfacher hinein geht. Hundemäßig geht es hinein, aber es gibt keinen Grund,
irgendwie Angst zu kriegen. die Flanken sind frei. Es reibt ein wenig an den
Knien, aber die sind noch nicht ruiniert. Es soll eine Schlüsselstelle nach
wenigen Metern geben, der Manfred war schon einmal drinnen, hat aber dann
umgedreht...
Ich erreiche die besagte Stelle. Hat da einer nur geschwächelt? War verzagt, zu
sehr um sein Leben gesorgt? Nicht genügend an das große Ganze gedacht? Denkt
jemand heute an so eine "komische" Idee heute überhaupt noch? Die Antwort auf
die Frage nach der Fortsetzung war, mühsam erkrochen, klar. Da geht es nach
rechts noch für eine Katze oder etwas ähnliches weiter. Menschen ausgeschlossen.
Zwerge, ja. Das Thema war geklärt. Wir stiegen weiter hinan. Die Kirche wurde
inspiziert. Die Wallfahrtskirche auf. Der Friedhof mit den schmiedeeisernen
Kreuzen auch.
Es ging zurück nach Velburg. Es war noch nicht dunkel, es blieb Zeit für die
Erkundung des Burgbergs. Unsere Erkundung war sehr erfolgreich. Die Große und
Kleine Zigeunerhöhle wurden gefunden und bis ihre äußersten Inneritäten von
verschiedenen Personen bis in unterschiedlichste Extremitäten begangen bzw.
bekrochen bzw. der Kenner, weiß schon wovon ich hier versuche zu schreiben.
Die Sonne ging unter, es wurde dunkel und wir suchten die "Post"
auf. Ein großes Problem harrte auf seine Lösung: den Laptop mit dem Beamer
zusammenzubringen. Junge Leser mögen lächeln, aber mir fiel die Lösung eher
zufällig in den Schoß. F5 drücken, auch Fn und dann wie weiter? Nichts rührte
sich mehr, auf einmal wurde auch noch der Bildschirm dunkel. CheckDSK
wurde irgendwie aktiviert, drei ungewollte Rundläufe passierten, auf einmal war
da tatsächlich ein Bild auf der Leinwand. Ein weiteres Abenteuer war bestanden.
Willi begann den Vortragsreigen mit einer Präsentation der Höhle im griechischen
Theater. Er hat da ein besonderes Thema ausgegraben, das sich dann doch als
überraschend gehaltvoll herausstellte. Besonders die Abbildungen auf
griechischen Vasen brachten die Anschaulichkeit. Was zuerst nur ein
unverständliches Gekrakel erschien, das ergab am Ende richtigen Sinn und unser
Auge erkannte hinterher sofort die "Höhle" inmitten des abgebildeten Geschehens.
Glockenkrater in Syrakus, Philoktet auf Lemnos |
Kotyle in Paris, Herakles und Pholos |
Dieter machte weiter und berichtete über ein Spezialthema: die Waldgrotte am Lohweg im Allgäu. Er hatte viel Material zusammengetragen, insbesondere über die Sagen, und erzählte uns lebendig von den kleinen Nagelfluhgrotten am Hauchenberg.
Dann war es Zeit fürs Abendessen. Die Kulinarik ist ja immer
sehr wichtig bei unseren HÖREPSYs und hier besteht überhaupt kein Reformbedarf.
Heute ging es richtig zu in der POST, da zwei Busladungen mit Touristen auch
noch untergebracht waren. Wir feierten Manfreds Geburtstag, der sich monetär
nicht lumpen ließ.
Dann ging es zurück ins Fernsehzimmer, das zu unserer temporären Heimat schon
geworden war. Wir sanken in die tiefen Ledersessel hinein und ließen uns nun von
Dieter in die Welt der Oper und ihren Bezügen zur Höhle entführen. Die
Bühnenbilder von Schinkel etwa übertreffen ja in ihrer Monumentalität jede
aktuelle Wirklichkeit. Wie da ein griechischer Tempel in ein weites Höhlenportal
hineinkomponiert ist, unübertrefflich. Von Opern war da die Rede, deren Namen
ich noch nie gehört hatte: "Olympia", "Alceste", und in ihnen spielt die "Höhle"
eine wichtige Rolle als Schauplatz der Handlung. Auch über die Zauberflöte
berichtete er, Mozart, Schikaneder, Salieri. Auch von diesem gibt es einen
"Höhlenoper": "La Grotta di Trofonio". Dann kam der "Freischütz" dran, die
"Hebriden-Ouvertüre" von Mendelsohn-Bartholdy mit der Fingalshöhle und "David in
der Höhle von En Gedi", ein Werk von Johann Simon Mayr. Das reichte für diesmal.
Im nächsten Jahr wird es um den "Ring des Nibelungen" von Richard Wagner gehen.
Das Gesamtthema ist offenbar sehr ergiebig, aber bedarf schon eines echten
Kenners, damit daraus was Gutes wird.
Eine kurze Pause war danach einfach notwendig. Dann setzte ich zu meinem Vortrag
über "Buddhismus und Höhle" an. Zu Beginn von HÖREPSY gab es jedes Jahr
mindestens einen Vortrag über die Höhlen in den Weltreligionen. Das legte sich
aber, als wir alle durch hatten, bis auf den Buddhismus. Es ist ja auch eine
gute Frage, ob das überhaupt eine "Religion" ist, und ob es nicht besser
"Buddhismen" heißen müßte, also als im Plural verwendeter Ausdruck. Um eine
Grundlage für die später gezeigten Bilder über buddhistische Kulthöhlen in
Thailand und Laos zu haben, erzählte ich erst einmal etwas zu Buddha und den
Buddhismen. Anknüpfungen zum Höhlenthema sind vorhanden, aber nicht an
entscheidenden Stellen. Drei Funktionen lassen sich ausmachen: die Höhle als
Aufenthaltsort, als Meditationsort und als Kultort. Besonders in der Geschichte
nach Buddhas Tod kommt die "Höhle" sehr ins Spiel. Schon das erste Konzil, in
dem der Grundbestand der Überlieferung gesammelt und weitergegeben werden
sollte, fand bei/in einer Höhle statt (Satapanihöhle bei Rajagaya in Indien).
Und diesen Ort baute man dann z.B. künstlich für das 4. Konzil in Rangoon im 20.
Jahrhundert in einer Art Höhlentempel wieder nach!
Den Abschluß bildete dann noch zwei Bilderserien: Zuerst zeigte ich die uns ja
ziemlich fremde buddhistische Welt der Tempel, der Figuren, der Mönche usw. und
dann eine geballte Ladung von "Kulthöhlen" in Thailand. Wer nie selber dort
gewesen ist oder schon mal Bilder davon gesehen hat, der kann sich nicht diese
Pracht und Massivität vorstellen.
Es war schon fast Mitternacht und es war höchste Zeit, aufzuhören. Ein voller, sehr erfolgreicher Tag war vorbei.
Am nächsten Morgen gab es erst einmal wieder das Standardhotelfrühstück. Es war wieder ruhig geworden. Die 2 Busladungen Touristen waren längst schon wieder auf der Autobahn. Manfred hatte einiges vom Osterloch bei Illschwang und einer Abbildung der Höhle in der Dorfkirche erzählt. Das sollte unser Reiseziel für heute werden. Wieder fuhren wir bei bestem Wetter durch die sehr reizvolle Oberpfälzer Landschaft. Wenig ist da hinten los. Selten trifft man auf ein Auto. Und doch gibt es da Straßen! Und auch noch einen richtigen Radlweg daneben! Für wen? Wo soll da jemals so viel Verkehr herkommen, daß so eine ja auch Geld kostende Einrichtung gerechtfertigt wäre? Da heißt es immer, unser Staat hätte kein Geld z.B. für eine angemessene Bezahlung seiner Beschäftigten, und dann entdeckt man solche Verschwendungsbauten, gut versteckt in der leeren Oberpfalz.
In Illschwang, einer mal als "Schönstes Dorf Bayerns"
ausgezeichneten Siedlung, so wurde mir jedenfalls dort erzählt, strebten wir zuerst einmal in die Pfarrkirche.
Tatsächlich, da war unter den Bildern auf der Empore ein Bild vom Osterloch mit
einem Eremiten davor, eine echte Rarität. Und beim Raumschauen in der Kirche
fanden wir gleich noch eine Darstellung mit einem knieenden Mann vor einer
Höhle. Ein kleiner Spaziergang führte uns durch einen schmucken, sauberen
kleinen Ort. So etwas fiel mir besonders auf nach noch ganz frischen Erlebnissen
etwa in der Südtürkei, wo es ganz anders zugeht.
Wir fuhren in unseren drei Autos ein Stück Richtung Nordosten zum Waldrand, von
wo aus es zu Fuß hügelaufwärts zum
Osterloch ging. Hat man den Kamm erreicht,
dann geht auf diesem noch ein wenig höher, sehr reizvoll, weil es rechts und
links kleine Felswände auftauchen, in denen immer wieder schwarze Löchlein
auszumachen sind. Beschildert ist der Weg zur Höhle nicht, aber ein Jogger, auf
den wir unterwegs trafen, wies uns die richtige Richtung. Das breite Höhlenmaul
wird gleich etwas niedriger, so daß man auf allen Vieren hineinkriechen muß.
Dann wird es aber gleich höher und geräumiger. Die Wände sind alle noch sehr
verrußt, so daß unsere angezündeten Räucherstäbchen, eine Reminiszenz an den
Vortrag über den Buddhismus, und eine Praktik, die man in vielen Höhlen in
Südostasien pflegt, keine große zusätzliche Verunreinigung bedeuten. Manfred
erinnerte sich an alle Zeiten und seine archäologisch erfolgreiche Suche in den
Höhlenablagerungen vor vielen Jahren.
Die Suche nach einer Gaststätte, wo wir zum Abschluß unserer recht erfolgreichen
Tagung noch ein anständiges Mittagsmahl zu äußerste anständigen Oberpfälzer
Preisen und guter Qualität bekämen, wurde ein wenig zum Hindernislauf, weil die
Gaststätten entweder bis auf den letzten Sitzplatz voll waren oder geschlossen.
In Fürnried hatten wir dann Glück und bekamen, was wir wollten. Am
Wirtshaustisch vereinbarten wir dann, weiterzumachen. Nächstes Jahr organisiere
ich wieder einmal ein Treffen. Zielregion wird das Donautal auf der Schwäbischen
Alb sein. Dort waren wir noch nie und es gibt sicherlich auch dort genug
Bezugspunkte für unser Grundthema. Eigentlich wäre es ja schön, wenn wir wieder
noch einen Tag dranhängen könnten, denn man wächst da so richtig zusammen und
für vieles ist immer noch zu wenig Zeit.
Der Schauplatz: DIE POST in Velburg | |
In St. Wolfgang | |
Im "Hohlloch" | |
In der St-Wolfgangs-Höhle | |
In Kastl | |
Im Gastraum bei der König-Otto-Höhle | |
Im Fernsehraum der POST in Velburg | |
Vor dem Osterloch | |
Der Lochstein in der Nähe der Straßenabzweigung nach Finsterhaid an der Straße Lauterhofen-Velburg > Lochsteine in Deutschland |
Die Themen:
Literatur:
Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche | Tagungsmappe 2011, Gröbenzell 2011 |
Links:
Für alle, die nach einer Lösung für das "Beamer-Problem" suchen, ein Beispiel aus dem Internet: beamlaptodo.pdf (application/pdf-Objekt)
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