Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

HöRePsy 2011

20. Treffen der Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche / 14.-16. Oktober 2011
im Gasthof Post in Velburg


 "Stay hungry. Stay foolish."

Steve Jobs: How to live before you die | Video on TED.com


Ein Rückblick auf HRP 2010 beim Lamprechtsofen

Die besuchten Höhlen:

 Osterloch bei Illschwang

Landschaft und Höhlen um Velburg

König-Otto-Höhle

Höhlen bei St. Wolfgang

Höhlen bei Kastl

Lochsteine in Deutschland


Das diesjährige Jubiläumstreffen unserer klein gewordenen "Interessengemeinschaft" war wieder ein voller Erfolg. Diesmal hatte sich Manfred Moser aus Regensburg bereit erklärt, es zu organisieren. Er tat dies mit einer großen Gründlichkeit und Präzision. Und er hatte offenbar auch mit den Wettergöttern eine gute Vereinbarung erreicht. Das frühherbstliche Wetter hätte nicht besser sein können, so daß es der reine Genuß war, durch die Landschaft zu streifen und sich an dem manchmal richtig spektakulären, ohne Übertreibung, Karst zu erfreuen, einige alte Kirchen aufzusuchen und auch nach Bezügen zu unserem Grundthema zu schauen (bei Manfreds Kenntnissen gab es da sogar einige Raritäten zu bewundern!) und natürlich auch einige Höhlen zu durchstreifen, wobei die Rate Höhle/Stunde recht hoch war. Und als es abends dunkel wurde, um diese Jahreszeit passiert das ja schon ziemlich früh im Vergleich zum Sommer, verzogen wir uns dann in das gemütliche Hotel "Post" in Velburg, unserem Standort, und erfreuten uns an den tadellosen Speisen und dem feinen Bier. Am Ende ging es dann in den uns alleine überlassenen Fernsehraum, in dem wir alle gut Platz in den tiefen schwarzen Ledersesseln fanden und in dem dann die Vorträge und Diskussionen ungestört vom starken Gastbetrieb stattfinden konnten.

Es begann vom Freitagabend mit einem Vortag von mir über Träume und Höhlen. 1995 hatten ich bereits diesen Vortrag halten wollen, hatte alles vorbereitet, aber es kam nie dazu. Warum? Weil das Mittagessen gerade fertig war, als ich anheben wollte, und dann strebten einige der damaligen Teilnehmer gleich nach Hause (einer schoß den Vogel ab, in dem er sagte: Ich habe den Text ja in der Tagungsmappe, da kann ich ihn ja nachlesen, brauche also gar nicht mehr dableiben) und es blieben kaum mehr Zuhörer übrig. Dabei ist dieses Thema sehr reizvoll, weil das Träumen schließlich uns alle täglich angeht, jeder tut es, ob er nun will oder nicht, und ein wenig darüber zu hören, was wir heute darüber wissen, ist schon eine feine Sache. Und welche Zusammenhänge es mit den Höhlen gibt - dazu reicht nicht die blühendste Phantasie, aber es ging ja zuerst mal um Fakten dazu. Da gibt so viele, daß ich nur einen kleinen Ausschnitt des gesamten Materials vortragen konnte, aber Vollständigkeit war ohnehin nicht angestrebt. Manfred las noch einen Text über Kirche von St. Wolfgang, die Höhle und das "Eierpicken", einen dort früher gepflegten Osterbrauch von Huber vor, der uns auf unsere morgige Exkursion vorbereiten sollte. Der Tag war lang gewesen und wir strebten danach in die Betten. Ob jemand in der Nacht von Höhlen träumen würde?

Am nächsten Morgen herrschte Kaiserwetter. Kein Wölkchen am Himmel. Ein üppiges Hotelfrühstück wartete auf uns. Um 100 Themen kreiste das Gespräch beim Morgenkaffee, auch um Fliegenpilz und Stechapfel, und dann um die geplante Exkursion. Wir paßten alle in mein Auto, das erst einmal von den Eiskristallen auf der Frontscheibe befreit werden mußte. Es galt sich warm anzuziehen.
Erstes Ziel war die Kirche von St. Wolfgang. Manfred holte im Haus daneben die freundliche Schlüsselverwalterin, die uns aufsperrte und uns dann alleine ließ. Hier war ja einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Oberpfalz früher und noch ist ein wenig davon hier spürbar. Der Blick auf die Empore lohnte sich für einen Höhleninteressierten zweifach. Da gab es Gemälde, wohl aus dem Barock, das die Kirche, das Höhlenportal oberhalb und, wenn man genau hinschaute, und Bescheid weiß, auch im Berg daneben, dem Schloßberg, den kleinen Eingang zum Kleinen Zigeunerloch. Es gibt nur wenige solcher Höhlendarstellungen auf Kunstwerken, entsprechend hoch darf das Interesse daran sein.
Danach ging es hinauf zum Hohlloch, dieser Vorzeigehöhle der Oberpfalz wegen ihres prachtvollen Eingangsportals. Falls aber Erwartungen geweckt wurden, daß es danach großartig weitergehen würde, der wird massiv enttäuscht. Das Portal ist 16 m breit und 11 m hoch, aber die Gesamtausdehnung in die Tiefe ist allenfalls 40 Meter. Der Boden ist flach, längst eingeebnet, weil die früher als Bierkeller genutzt worden ist. Ein Holzpodest ist da, das einmal im Jahr zu einem Höhlenfest mit Blaskapelle genutzt wird. Der hinterste Teil ist unzugänglich mit einer Mauer und einem verschlossenen Gitter. Nur irgendwelches altes Gerümpel liegt drinnen, der Blick lohnt sich nicht.
Nach links ging es weiter, durch einen richtigen Durchschlupf im Fels. Ob der im Sinne der Durchschlupfbräuche, wie es sie ja gerade im Zusammenhang mit dem Wolfgangskult an anderen Orten in Europa gegeben hat, je genutzt wurde? Die schriftlichen Quellen enthalten dazu keine Hinweise. Noch ein paar Meter weiter, dann standen wir vor dem Eingang in die St.-Wolfgang-Höhle. Auch sie war mal als Bierkeller genutzt und entsprechend gut ist auch der Zugang dazu als breiter Weg ausgebaut. Innen sind die Böden eingeebnet, eine alte deckenhohe Mauer ist noch vorhanden, ansonsten ist außer den Zerstörungen am Höhlenschmuck nicht viel von dem Wirken der Menschen zu bemerken. Außer den Wandzeichnungen einer Hanfstaude, einer angezündeten Zigarette und dem darunter stehenden Wort "Pot". Gab es hier mal eine "Haschparty"? Ist das ein Hinweis darauf, daß hier vor vielen Jahren mal Menschen "über die Stränge geschlagen haben", bei uns momentan noch von vielen hochgehaltene Wertvorstellungen nicht geteilt haben und mal richtig ihr Leben gelebt haben - im Schutz der Höhle? Das wäre nur ein kleines Mosaiksteinchen in der Beziehung zwischen Mensch und Höhle, hier genauer von Rauschmitteln und Höhle. Man denke nur an die Schamanen oder das "Bier". Ist das etwas kein Rauschmittel?

Dann ging es weiter zur König-Otto-Höhle. Alte Erinnerungen wurden in mir wach, hatte ich doch das große Glück gehabt, kurz nach der Entdeckung der neuen Räume mit Freunden von der FHKF die herrliche Adventshalle noch im unerschlossenen Zustand besuchen zu können. Noch heute bin ich ihnen dankbar für diese Gelegenheit. Und keiner hat uns verboten, dort zu fotographieren! Wenn ich da etwa an das Fotoverbot in der Mühlbachhöhle denke! Welten liegen da zwischen den Akteuren von damals und heute. Freundlichkeit und Nähe versus Exklusivität und Auf-Abstand-Halten. Allerdings könnte einen der Besuch der Adventshalle heute die Tränen in die Augen treiben. Was ist aus diesem Kleinod geworden? Die Betonstege durch den Raum, der verschwundene See in der Mitte, jetzt die Versuche mit farbiger Beleuchtung. Die Natur genügt ja schon lange nicht mehr, Mehr muß es sein oder werden. Vielleicht bringt es ja der knallige Effekt oder die Klangkulisse (die haben sie noch nicht probiert scheinbar). Auf der anderen Seite sehen eben viele Menschen diese Tropfsteinformen, insbesondere dieses erstaunliche Phänomen der massiven Wasserstandsmarken, die quer die Halle bemerkbar sind. Einen Faux-pas enthielt aber die Erklärung der jungen, freundlichen Führerin, wofür sie sicherlich nichts kann. Zwei Tropfsteine als "Klobürsten" zu bezeichnen! Soll man das als deutlichen Indikator für den Stand heutiger "Höhlenkultur" nehmen? Vermutlich soll das "lustig" sein, aber das ist nur noch "billig".
Eines hat mich aber schon gestört an der Höhlenführung, nämlich das Photographierverbot. So etwas hat man früher nicht nötig gehabt, ich war ja schon 1967 zum ersten Male in der Höhle. Da hat der Höhlenführer noch den Blitz gehalten, damit ein schönes Foto mit meiner Mutter vor einer Reihe von Sinterfahnen entstehen konnte. Das waren noch Zeiten! Begründet wurde es mit dem Fledermausschutz, der ja leider heutzutage für vieles gebraucht und vielleicht auch schon mißbraucht wird. Angeblich werden die Fledermäuse dadurch aufgeschreckt und aus dem Winterschlaf geweckt. Später hörten wir, daß eine einzige Fledermaus schon in der Höhle gesehen worden ist, die herumflog. Ich mußte an einen Besuch der Maximiliansgrotte vor einigen Jahren Anfang November denken. Da hing eine Fledermaus mitten im Führungsweg in einem Gang, der gerade mal 1,5 m hoch war und 2 m breit. Alle mußten an ihr vorbei, einen "ungünstigeren" Platz in Bezug auf "Störungen" gab es nicht. Aber sie hing da und hing da und hing da. Scheinbar vollkommen unbeeindruckt - aber vielleicht schrieb sich die Geschichte aus der Sicht dieser Fledermaus ja auch ganz anders: "Endlich ist wieder was los! Es ist so langweilig in diesen schwarzen Löchern. Keiner kommt vorbei. Nichts rührt sich. Fad ist es hier. Ah, da rührt sich was. Schauen wir mal, wer heute mich anschaut.. Wau...dafür gäbe ich mein Leben..."

Es war Mittag und Zeit für ein anständiges Mahl. Wir kehrten in der Schauhöhlenhütte ein. 100%hörepsykonform. Auf einem Tisch, mitten im Raum, 3D-Photos aus der Höhle, demnächst im Internet zu sehen. An der Wand ein Fresko eines Männlein, eine Hacke über der Schulter, mitten in einer Tropfsteinhöhle, auf der Speisekarte "Tropfsteine", ein Kernthema von "Karst und Küche", zwei Postkarten mit ziemlich leicht bekleideten Mädchen in der Auslage, ein an die Wand gemalter Zwerg..... Wir kamen ins Gespräch mit dem neuen Pächter der Höhle. In der Konkurrenz mit den auswuchernden Freizeitangeboten verlor die Höhle lang Jahre immer mehr. Die Besucherzahl sank immer mehr und erreichte wohl einmal einen Punkt, von dem aus nur die Wahl zwischen Schließung oder Neuanfang bestand. Der wurde gemacht und man ist scheinbar optimistisch. Die Zahlen zeigen wieder nach oben. Neuestes Produkt dieser Strategie ist ein Hochseilgarten, der wohl 2012 in der Umgebung der Höhle entwickelt werden soll.
Wir erzählten von unserem HÖREPSY-Projekt in Velburg und unseren Problemen mit dem Beamer im Hotel und die Reaktion war prompt. Der neue Pächter wollte uns helfen und kam später tatsächlich selber in der Post in Velburg vorbei. Irgendwie hatten wir es dann selber schon geschafft, so daß wir glücklicherweise seinem Hilfsangebot nicht mehr bedurften.

Nächste Station war der "Schwammerl". Die Tourismusförderer haben längst schon die Attraktionskraft der "Natur" entdeckt. Ob es die "Menschen", die sie anlocken wollen, auch schon "sehen", da steht auf einem anderen Blatt. Wir waren jedenfalls ganz alleine auf dem Weg zu diesem kleinen Naturkleinod. Unter den Waldkuppen, die diese Landschaft prägen, verbergen sich viele viele Felsen, die wurden halt alle wieder überwuchert von Bäumen und Sträuchern, seitdem wir Menschen fossile und andere Energiequelle entdeckt haben. Und heute werden viele dieser Plätze auch wieder von "Naturschützern" vom Bewuchs befreit. Und zum Vorschein kommen kleine Naturwunder, wie halt dieser "Schwammerl". Ein dicker Batzen, Kugel trifft es nicht, auf einem dünnen "Stamm", trifft es auch nicht. Ich bin kein Goethe. Auf einem vorragenden Felsen. Ein Blick, eine Überraschung. Kein Gran Canyon. Das muß es wirklich nicht immer sein. Ein Foto. Dann wandere ich durch den Wald und über den Felshang zurück. Nicht über den gebahnten Weg.
Heutzutage könnte man daraus ein falsches "Naturschutzproblem" machen. Ist mein Verhalten "verallgemeinerbar"? Nein. Man muß nur alle die "Naturschönheiten" anschauen, die für die Allgemeinheit erschlossen worden sind. Riesiges Niedertrampeln gibt es da, wenn nicht "Leitlinien", Bänder, die Leute leiten. Besonders dann, wenn sie busladungsweise kommen. Das war hier nicht. Ich durchstreifte den Wald und die Felsen und schaute, suchte. Und, tatsächlich, da war was. Ich schaute nach, legte mich auf den Bauch, spähte hinein. 1 m lang. Nichts. Ich schaute weiter. Da, ein Eingang. Es galt, hinaufzukraxeln, da, Licht von zwei Seiten. 5 m lang, drei Eingänge. In einigen Gegenden der Erde gelten als "Höhle" erst Objekt, die mehr als 20 m haben! Hier ist das anders! Ich ging weiter, die Freunde gingen schon unten auf dem normalen Weg. Es wurde Zeit, sich wieder anzuschließen.

Nächste Station wurde die Lourdesgrotte bei Uttenhofen. Eine richtige kleine Naturhöhle, die zu einer Lourdesgrotte umgestaltet worden ist. Daneben wird auch noch an die gefallenden Kameraden im Krieg erinnert - und auf der anderen Wandseite der Höhle prangt ein "Herz-Jesu" unübersehbar. Damit haben wir hier eine Art Mulitfunktionsgrotte.
Weiter ging es nach Kastl. Das Kloster und die Kirche waren für uns nicht einfach erreichbar, denn da waren verschiedene labyrinthische Fehlversuche, um endlich zu Fuß das Ziel zu erreichen. Die Einzelheiten enthält dieser Bericht nicht. Jedenfalls war der Besuch der Kirche erfolgreich. Das Thema Lochstein tauchte hier als "Schleifstein" auf, schwerstgewichtig. Auch dem Tod kamen wir hier sehr nahe, allerdings war einer der Hauptanziehungspunkte dieses Ortes, dieses "Kaum-verweste-Kind", gerade nicht zu sehen. "Tröstend" war die Orgelmusik, die zur Zeit unseres Besuches dort erschall. Leben versus Tod - allgegenwärtig.

Auf dem Rückweg nach Velburg machte uns Manfred noch auf einige Lochsteine aufmerksam. Sie sind da, aber um sie aufzuspüren bedarf es schon eines geschärften Sachverstandes. Und wir haben sie gefunden! Ein Bauer, auf dessen Hof besonders ich sie gesehen habe, erzählte von der Ursprungsgeschichte. Beim Pflügen werden sie gefunden, wenn er über seine Äcker fährt. Nicht jedes Jahr, alle, wohl Jubeljahre, mal. In Lauterhofen soll auch einer sein. Bei ihm stehen die drei Prachtexemplare. Langsam traue ich mir ein Urteil zu.
Wir fahren weiter und auf Manfreds "Geheiß" stoppen wir mitten auf der Fahrt. Zwei Bäume, dazwischen ein Stein, mitten zwischen flachen Feldern. Kaum war für mich die Abfahrt erkennbar. Dann der Blick. Ein Loch. Tatsächlich. Am Fuße des Steins. Besser ist es sichtbar, wenn man die Hand durchstreckt. Willi macht es. Ein kleines Kulturdenkmal. Nicht Spektakuläres - und doch einen stark mit der Erde um einen herum verbindend - vielleicht, wenn man sich genügend Zeit gönnt, irgendwie darin einen Sinn erkennen kann, nicht mit Hierarchiehöhen zu kämpfen hat, einfach so auf dem Boden liegt und seinen Arm in das Steinloch hineinschiebt. "Die spinnen, die ....."

Ein bißchen unangesagt kommt unser Besuch des "Zwergenlochs". Da steht links von der Straße ein Hügel, es ist der "Habsberg", darüber ragt aus dem Wald eine rote Kirchturmspitze, und darunter soll in den Felsen diese sagenbehaftete Höhle sein. Manfred kennt den Eingang. Wir stellen das Auto unterhalb ab, latschen die vielen Treppen empor und zwei von uns machen es dann tatsächlich bis zum Eingang. Eine kleine Kalkfelswand, darin eine Art Rohr. Ich krieche hinein, ein paar Holzstäbe liegen noch drin, die werfe ich hinaus, damit es ein wenig einfacher hinein geht. Hundemäßig geht es hinein, aber es gibt keinen Grund, irgendwie Angst zu kriegen. die Flanken sind frei. Es reibt ein wenig an den Knien, aber die sind noch nicht ruiniert. Es soll eine Schlüsselstelle nach wenigen Metern geben, der Manfred war schon einmal drinnen, hat aber dann umgedreht...
Ich erreiche die besagte Stelle. Hat da einer nur geschwächelt? War verzagt, zu sehr um sein Leben gesorgt? Nicht genügend an das große Ganze gedacht? Denkt jemand heute an so eine "komische" Idee heute überhaupt noch? Die Antwort auf die Frage nach der Fortsetzung war, mühsam erkrochen, klar. Da geht es nach rechts noch für eine Katze oder etwas ähnliches weiter. Menschen ausgeschlossen. Zwerge, ja. Das Thema war geklärt. Wir stiegen weiter hinan. Die Kirche wurde inspiziert. Die Wallfahrtskirche auf. Der Friedhof mit den schmiedeeisernen Kreuzen auch.

Es ging zurück nach Velburg. Es war noch nicht dunkel, es blieb Zeit für die Erkundung des Burgbergs. Unsere Erkundung war sehr erfolgreich. Die Große und Kleine Zigeunerhöhle wurden gefunden und bis ihre äußersten Inneritäten von verschiedenen Personen bis in unterschiedlichste Extremitäten begangen bzw. bekrochen bzw. der Kenner, weiß schon wovon ich hier versuche zu schreiben.

Die Sonne ging unter, es wurde dunkel und wir suchten die "Post" auf. Ein großes Problem harrte auf seine Lösung: den Laptop mit dem Beamer zusammenzubringen. Junge Leser mögen lächeln, aber mir fiel die Lösung eher zufällig in den Schoß. F5 drücken, auch Fn und dann wie weiter? Nichts rührte sich mehr, auf einmal wurde auch noch der Bildschirm dunkel.  CheckDSK wurde irgendwie aktiviert, drei ungewollte Rundläufe passierten, auf einmal war da tatsächlich ein Bild auf der Leinwand. Ein weiteres Abenteuer war bestanden.
Willi begann den Vortragsreigen mit einer Präsentation der Höhle im griechischen Theater. Er hat da ein besonderes Thema ausgegraben, das sich dann doch als überraschend gehaltvoll herausstellte. Besonders die Abbildungen auf griechischen Vasen brachten die Anschaulichkeit. Was zuerst nur ein unverständliches Gekrakel erschien, das ergab am Ende richtigen Sinn und unser Auge erkannte hinterher sofort die "Höhle" inmitten des abgebildeten Geschehens.

Glockenkrater in Syrakus, Philoktet auf Lemnos

Kotyle in Paris, Herakles und Pholos

Dieter machte weiter und berichtete über ein Spezialthema: die Waldgrotte am Lohweg im Allgäu. Er hatte viel Material zusammengetragen, insbesondere über die Sagen, und erzählte uns lebendig von den kleinen Nagelfluhgrotten am Hauchenberg.

Dann war es Zeit fürs Abendessen. Die Kulinarik ist ja immer sehr wichtig bei unseren HÖREPSYs und hier besteht überhaupt kein Reformbedarf. Heute ging es richtig zu in der POST, da zwei Busladungen mit Touristen auch noch untergebracht waren. Wir feierten Manfreds Geburtstag, der sich monetär nicht lumpen ließ.

Dann ging es zurück ins Fernsehzimmer, das zu unserer temporären Heimat schon geworden war. Wir sanken in die tiefen Ledersessel hinein und ließen uns nun von Dieter in die Welt der Oper und ihren Bezügen zur Höhle entführen. Die Bühnenbilder von Schinkel etwa übertreffen ja in ihrer Monumentalität jede aktuelle Wirklichkeit. Wie da ein griechischer Tempel in ein weites Höhlenportal hineinkomponiert ist, unübertrefflich. Von Opern war da die Rede, deren Namen ich noch nie gehört hatte: "Olympia", "Alceste", und in ihnen spielt die "Höhle" eine wichtige Rolle als Schauplatz der Handlung. Auch über die Zauberflöte berichtete er, Mozart, Schikaneder, Salieri. Auch von diesem gibt es einen "Höhlenoper": "La Grotta di Trofonio". Dann kam der "Freischütz" dran, die "Hebriden-Ouvertüre" von Mendelsohn-Bartholdy mit der Fingalshöhle und "David in der Höhle von En Gedi", ein Werk von Johann Simon Mayr. Das reichte für diesmal. Im nächsten Jahr wird es um den "Ring des Nibelungen" von Richard Wagner gehen. Das Gesamtthema ist offenbar sehr ergiebig, aber bedarf schon eines echten Kenners, damit daraus was Gutes wird.

Eine kurze Pause war danach einfach notwendig. Dann setzte ich zu meinem Vortrag über "Buddhismus und Höhle" an. Zu Beginn von HÖREPSY gab es jedes Jahr mindestens einen Vortrag über die Höhlen in den Weltreligionen. Das legte sich aber, als wir alle durch hatten, bis auf den Buddhismus. Es ist ja auch eine gute Frage, ob das überhaupt eine "Religion" ist, und ob es nicht besser "Buddhismen" heißen müßte, also als im Plural verwendeter Ausdruck. Um eine Grundlage für die später gezeigten Bilder über buddhistische Kulthöhlen in Thailand und Laos zu haben, erzählte ich erst einmal etwas zu Buddha und den Buddhismen. Anknüpfungen zum Höhlenthema sind vorhanden, aber nicht an entscheidenden Stellen. Drei Funktionen lassen sich ausmachen: die Höhle als Aufenthaltsort, als Meditationsort und als Kultort. Besonders in der Geschichte nach Buddhas Tod kommt die "Höhle" sehr ins Spiel. Schon das erste Konzil, in dem der Grundbestand der Überlieferung gesammelt und weitergegeben werden sollte, fand bei/in einer Höhle statt (Satapanihöhle bei Rajagaya in Indien). Und diesen Ort baute man dann z.B. künstlich für das 4. Konzil in Rangoon im 20. Jahrhundert in einer Art Höhlentempel wieder nach!
Den Abschluß bildete dann noch zwei Bilderserien: Zuerst zeigte ich die uns ja ziemlich fremde buddhistische Welt der Tempel, der Figuren, der Mönche usw. und dann eine geballte Ladung von "Kulthöhlen" in Thailand. Wer nie selber dort gewesen ist oder schon mal Bilder davon gesehen hat, der kann sich nicht diese Pracht und Massivität vorstellen.

Es war schon fast Mitternacht und es war höchste Zeit, aufzuhören. Ein voller, sehr erfolgreicher Tag war vorbei.

Am nächsten Morgen gab es erst einmal wieder das Standardhotelfrühstück. Es war wieder ruhig geworden. Die 2 Busladungen Touristen waren längst schon wieder auf der Autobahn. Manfred hatte einiges vom Osterloch bei Illschwang und einer Abbildung der Höhle in der Dorfkirche erzählt. Das sollte unser Reiseziel für heute werden. Wieder fuhren wir bei bestem Wetter durch die sehr reizvolle Oberpfälzer Landschaft. Wenig ist da hinten los. Selten trifft man auf ein Auto. Und doch gibt es da Straßen! Und auch noch einen richtigen Radlweg daneben! Für wen? Wo soll da jemals so viel Verkehr herkommen, daß so eine ja auch Geld kostende Einrichtung gerechtfertigt wäre? Da heißt es immer, unser Staat hätte kein Geld z.B. für eine angemessene Bezahlung seiner Beschäftigten, und dann entdeckt man solche Verschwendungsbauten, gut versteckt in der leeren Oberpfalz.

In Illschwang, einer mal als "Schönstes Dorf Bayerns" ausgezeichneten Siedlung, so wurde mir jedenfalls dort erzählt, strebten wir zuerst einmal in die Pfarrkirche. Tatsächlich, da war unter den Bildern auf der Empore ein Bild vom Osterloch mit einem Eremiten davor, eine echte Rarität. Und beim Raumschauen in der Kirche fanden wir gleich noch eine Darstellung mit einem knieenden Mann vor einer Höhle. Ein kleiner Spaziergang führte uns durch einen schmucken, sauberen kleinen Ort. So etwas fiel mir besonders auf nach noch ganz frischen Erlebnissen etwa in der Südtürkei, wo es ganz anders zugeht.
Wir fuhren in unseren drei Autos ein Stück Richtung Nordosten zum Waldrand, von wo aus es zu Fuß hügelaufwärts zum Osterloch ging. Hat man den Kamm erreicht, dann geht auf diesem noch ein wenig höher, sehr reizvoll, weil es rechts und links kleine Felswände auftauchen, in denen immer wieder schwarze Löchlein auszumachen sind. Beschildert ist der Weg zur Höhle nicht, aber ein Jogger, auf den wir unterwegs trafen, wies uns die richtige Richtung. Das breite Höhlenmaul wird gleich etwas niedriger, so daß man auf allen Vieren hineinkriechen muß. Dann wird es aber gleich höher und geräumiger. Die Wände sind alle noch sehr verrußt, so daß unsere angezündeten Räucherstäbchen, eine Reminiszenz an den Vortrag über den Buddhismus, und eine Praktik, die man in vielen Höhlen in Südostasien pflegt, keine große zusätzliche Verunreinigung bedeuten. Manfred erinnerte sich an alle Zeiten und seine archäologisch erfolgreiche Suche in den Höhlenablagerungen vor vielen Jahren.
Die Suche nach einer Gaststätte, wo wir zum Abschluß unserer recht erfolgreichen Tagung noch ein anständiges Mittagsmahl zu äußerste anständigen Oberpfälzer Preisen und guter Qualität bekämen, wurde ein wenig zum Hindernislauf, weil die Gaststätten entweder bis auf den letzten Sitzplatz voll waren oder geschlossen. In Fürnried hatten wir dann Glück und bekamen, was wir wollten. Am Wirtshaustisch vereinbarten wir dann, weiterzumachen. Nächstes Jahr organisiere ich wieder einmal ein Treffen. Zielregion wird das Donautal auf der Schwäbischen Alb sein. Dort waren wir noch nie und es gibt sicherlich auch dort genug Bezugspunkte für unser Grundthema. Eigentlich wäre es ja schön, wenn wir wieder noch einen Tag dranhängen könnten, denn man wächst da so richtig zusammen und für vieles ist immer noch zu wenig Zeit.

Der Schauplatz: DIE POST in Velburg
In St. Wolfgang
Im "Hohlloch"
In der St-Wolfgangs-Höhle
 
 
In Kastl
 
Im Gastraum bei der König-Otto-Höhle
Im Fernsehraum der POST in Velburg
 
Vor dem Osterloch
Der Lochstein in der Nähe der Straßenabzweigung nach Finsterhaid an der Straße Lauterhofen-Velburg > Lochsteine in Deutschland

Die Themen:


Literatur:

Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche Tagungsmappe 2011, Gröbenzell 2011

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