Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
27. HÖREPSY 2019
- das Jahrestreffen der Interessengemeinschaft "Höhle-Religion-Psyche"/Anthropospeläologie
in Himmelried/Schweiz
Blick ins Grillfeuer vor der Hütte
Das Karstgebiet von Brislachallmet-Kaltbrunnental
Einige von uns sind immer noch unterwegs. Ich schreibe diesen Text bald nach dem Heimkehren. Was wir da erlebt haben in der Zeit zwischen dem Donnerstag und dem Sonntag, das wünschen wir und wohl viele andere auch, sich für längere Strecken unseres wohl nur kurzen Lebens. Und funktioniert wohl auch nur, wenn es nur eine kleine Gruppe von Menschen ist und das nur für relativ kurze Zeit. Dann gehen wir wieder zurück in unsere normalen Universen und erleben das, was man als den normen Wahnsinn der Existenz im 21. Jahrhundert bezeichnen könnte.
Für kurze Zeit gelang uns, maximal 12 Personen, eine große Harmonie. Die hohen Wellen draußen spürten wir nicht (z.B. die FPÖ-Affäre um den Politiker Strache in Österreich), in der Schweiz ging man zur Volksabstimmung über eine Verschärfung des Waffenrechts, bei uns herrschte Ruhe und Frieden, für Momente war da ein uns allen sehr gut getan habender Gleichklang. Schön, daß er gewesen ist - er wird so nie wieder wiederkommen.
Monate vorher waren Martin Heller, Willi Adelung und ich schon einmal zum Jugendhaus Don-Bosco in Himmelried im Kanton Basel gefahren, um zu prüfen, ob es sich für unser Vorhaben eignen würde. Martin hatte sich bereit erklärt, auch einmal als organisatorischer Hauptverantwortlicher ein Treffen zu organisieren und tatsächlich eine Örtlichkeit gefunden, die sowohl von der Lage als auch vom Preis her passen hätte können.
Das Ergebnis hätte nicht positiver sein können - mit einem ganz kleinen Wermutstropfen, dem Parkproblem. Finde einmal in der Schweiz einen Parkplatz! Ich finde, daß da schon zu viel Ordnung in das Verkehrsystem gebracht worden ist. Wenigstens zum Aus- und Einladen durften wir bis zum Haus fahren, dann war die Wendefläche wieder zu verlassen. Die meisten Flächen entlang der Straße waren als "PRIVAT" markiert, da blieben uns nur noch kleine Flächen unterhalb der dörflichen Kläranlage weit unterhalb der Siedlung. Reinald kam spät abends erst an und wollte im Auto übernachten. Mehrmals wurde er von der Polizei aufgeweckt und befragt, was er dann da macht. "Besorgte Bürger" hätten sie verständigt, daß ja jemand sei, wovon sich dann die Uniformierten höchst persönlich überzeugten. Assoziationen an einen Überwachungsstaat werden da wach.
11 Uhr am Donnerstag, den 16. Mai 2019, in Himmelried am Don-Bosco-Haus war Treffpunkt ausgemacht. Unsere drei Schweizer Teilnehmer, Martin Heller, Werner Janz und Thomas Kesselring, waren pünktlich da. Wir drei aus München, Franz Lindenmayr, Otto Schedel und Alfred Schlagbauer, versuchten es, scheiterten aber leider an den Verkehrsverhältnissen in Zürich und an fehlender Ortskenntnis von der Umgebung Basels. Fast 2 Stunden irrten wir durch die wunderbar frischgrüne, hügelige Landschaft der Nordwestschweiz ehe endlich der Motor meines Golfs abgestellt werden konnte. Nachmittags trafen dann nach und noch mehr Teilnehmer aus Kempten, Willi und Doris Adelung, und Heilsbronn, Wilfried und Gisela Lorenz, ein. Erst am nächsten Morgen sahen wir Reinald Grünig, ein HÖREPSY-Urgestein. Zeitweilig war dann auch Erich Plattner mit dabei. Das war der Kreis der Besucher.
Für den Nachmittag wählten wir aus dem Bündel von Optionen für eine Exkursion eine Wanderung durch das Seetel, eine tief ins Gelände eingekerbte Schlucht, zwischen Grellingen und Himmelried aus. In der Nähe des Baslerbrünneli machten wir halt und hielten in Potlatschmanier ein Lunch: jeder legte alles, was er dabei hatte, auf einen Haufen und gemeinsam wurde das dann verzehrt. Über einen Bergsattel ging es hinauf nach Steffen und auf der anderen Seite wieder herunter. Und was für ein Zufall: Wir trafen einen dort wohnenden Basler Höhlenforscher. Er war ausgerechnet in dem Moment unterwegs, als auch wieder vorbeikamen. Zufall?
Das Thema "Zufall und Höhle" griff ich abends in einem Vortrag ausführlicher auf, wobei natürlich auch dieses Beispiel wieder erwähnt wurde. Vorangegangen war natürlich die Vorbereitung und dann auch der Genuß eines vorzüglichen Abendessens. Der Wettergott meinte es sehr gut mit uns und verwöhnte uns mit warmem Abendsonnenschein. In seinem Licht wurde beschlossen, zu grillen. Schnell fuhren wir noch einmal hinunter nach Grellingen in den coop, besorgten Grillgut und eilten wieder hinauf. Ausladen, runterfahren und wieder hochlaufen - schon ein wenig lästig. Aber als Gäste aus der Fremde sollte man sich an die Gebräuchlichkeiten des Landes eher anpassen - when in Rome.... Ein endloses Palaver setzte ein, viel Zeit stand ja zur Verfügung und viele hatten wohl viel angestaut, das wieder einmal erzählt werden wollte. Und der Platz an dem langen Holztisch vor der Hütte war einfach ideal für ein genußvolles Essen bei süffigem Wein und langen Gesprächen.
Das Abendprogramm begann mit einer Einführung in die speläologische Seite der Region von Werner Janz. Der ist nun der Fachmann dafür, hat er doch den Karstlehrpfad Kaltbrunnental - Brislachallmet wesentlich mitgestaltet. Wer sich selber einen Überblick verschaffen will, der kann sich jederzeit über swisstopo die entsprechenden Karten aufrufen. Ich machte dann weiter und präsentierte den ersten Versuch einer Annäherung an das Thema "Zufall und Höhle". Da gab es auch einige neue Wörter für so machen zu lernen wie "Koinzidenz" und "Serendipity". So wurde es Mitternacht und noch ein wenig später bis die Letzten ihren Schlafplätzen zustrebten - zwei großen Gruppenschlafräumen mit Hochbetten und einem Raum für zwei. Die Schnarcher zogen sich in die Diaspora zurück, in den großen Gruppenraum oder gleich ins Freie.
Der nächste Morgen, ein schöner Morgen. Das Wetter paßte, Inzwischen war auch Reinald zu uns gestoßen, Otto werkelte fleißig in der Küche, unterstützt von Doris und anderen. Drei große Tische wurden zusammengeschoben, 11 Stühle drum herum positioniert und dann konnte das Frühstückfest beginnen. Köstliches Brot kam auf die Tischplatte, bergeweise harte Salami, feiner Käse, Marmelade aus der Lorenzschen Früchtemanufaktur und so weiter. In Großfamilien gibt es so etwas vielleicht noch, aber die ist ja in unserem Versingelungszeitalter auch schon fast ausgestorben bei uns, das gemeinsame Zusammensitzen um einen großen Tisch. Gesprächsstoff gab es endlos, viel gelacht wurde und immer wieder neuer Kaffee wurde nachageliefert.
Wir waren aber nicht nur zum reinen Vergnügen hier, sondern es gab ja auch noch ein Vortrags- und Exkursionsprogramm. Das rollte dann in den folgenden Stunden und Tagen ab. Wir besuchten den Karstlehrpfad im Kaltbrunnental-Brislachallmet, die Eremitage von Arlesheim und zu einem abendlichen Umtrunk eine versteckte Balm, der wir den inoffiziellen Namen "grotte du vin" gaben. Wir hörten Vorträge von Thomas Kesselring, Werner Janz, Martin Heller, Wilfried Lorenz und mir. Themen waren die "Motivation der Höhlenforscher", "Risikomanagement und Höhlenbefahrung", "Künsterlisches und Kultisches aus den Höhlen in Japan", "Erforschungsgeschichte der Schwarzmooskogel-Eishöhle", "Die "Grotte" in der Enzyclopädie" und "Der Beginn des Einsatzes des Computers in der Höhlenforschung". Wir sahen auch Bilderschauen und Filme, z.B. vom der Basler Fasnacht und einer Höhlenexpedition in das Faustloch.
Wir hätten sicherlich noch länger ausgehalten. Material wäre genug vorhanden, aber eine alte Weisheit besagt ja, daß man dann aufhören sollte, wenn es am schönsten ist. Wir können uns ja wiedertreffen, und das wurde auch beschlossen. Wenn alles klappt, dann sehen wir uns im Mai 2020 im DAV-Haus Hammer bei Fischbachau in den Bayerischen Alpen wieder.
Zum Schluß noch eine große Überraschung. Als es an die Abrechung ging, da lieferten wir für die Übernachtung 20 Franken pro Tag ab. Das Essen und Trinken war g r a t i s! Es gilt zwar immer noch der Spruch: There ain't no such thing as a free lunch". Aber wenn man einen Sponsor hat, der die Kosten übernimmt, dann gilt diese Regel zwar immer noch allgemein, aber halt nicht mehr für den Einzelnen. Tausend Dank Otto!
Die Örtlichkeit | ||
Essensvorbereitung | ||
Die gemeinsamen Essen | ||
< Da gab es gerade Käsefondue | ||
Frühstückstafel | ||
Die Vorträge | ||
Zuhörer? Beilieger | ||
Auf den Exkursionen | ||
> Unsere Pflanzenexpertin: Gisela | ||
Ein Schluck Wein in der Balm "grotte du vin" | ||
Abfahrt |
Webseite vor der Veranstaltung:
im
Jugendhaus Don Bosco in Himmelried / Schweiz
16.-19. Mai 2019
Anmeldungen bei Martin Heller, Tel. 0041 714500588, Email: toporobot@bluewin.ch
"Natur vollbringt oft wunderbar,
Was eigentlich nicht möglich war." Eugen Roth / Beim
Einschlafen
Es geht weiter. Nach der bewährten Methode, jedes Treffen von Höhle-Religion-Psyche von jeweils von jemand anderem organisieren zu lassen, ist diesmal Martin Heller an der Reihe. Der Austragungsort ist schon von uns angeschaut worden. Er liegt ideal. Es soll das Don Bosco Haus in Himmelried in der Nordschweiz sein. Da es ein wenig abseits liegt und deshalb eine längere Anfahrt für viele notwendig ist, haben wir uns entschlossen, diesmal 3 (4) Tage für die Tagung vorzusehen und bereits am Donnerstagabend zu beginnen. Den Extratag können wir sehr gut für eine weitere Exkursion in die herrliche Landschaft mit ihren Karst- und Höhlenerscheinungen nützen.
Wer Lust hat, der kann auch schon am Donnerstag, 16. Mai, eine kleine Vorexkursion mitmachen. Änderung: Treffpunkt ist 11 Uhr am Jugendhaus Don Bosco!
Die Excursion nach Arlesheim findet am Freitagnachmittag statt!
Eine Exkursion geht in das Karstgebiet von Brislachallmet-Kaltbrunnental mit seinem Karstwanderweg. Eine andere soll in die Freiberge führen.
Geplant ist, da eine große Küche vorhanden ist, uns selber zu verpflegen. Otto Schedel hat sich bereit erklärt, die Verantwortung für die Kulinarik zu übernehmen, was die Verpflegungskosten sehr zu senken verspricht. Sogar ein Grillplatz ist vorhanden. Und zum Nachkühlen gibt es in der Nähe eine Aufenthaltshöhle, wo wir einen Feuerzangenbowle machen können.
Für die Nacht haben wir auch schon Extras vorbereitet: Wer will, der kann in einem großen Zelt auf der Wiese unterhalb des Gebäudes übernachten.
Es gibt schon Anmeldungen!
Einige Vortragsthemen gibt es schon, hoffentlich werden weitere folgen (welche auf die nächste Veranstaltung verschoben werden, das zeigt sich dann):
- Die Höhle in der Encyclopädie
- Caspar Wolf, der "Höhlenwolf", der Pionier der Schweizerischen Höhlenkunst >> wurde verschoben, erst einmal auf das Höhlenforschertreffen in Interlaken im August 2019
- Die Gräserhöhle bei Arcegno/Tessin >> wurde verschoben, erst einmal auf das Höhlenforschertreffen in Interlaken im August 2019
- Die Eremitage von Arlesheim >> haben wir live erlebt!
- Anthropospeläologisches in Japan
- Computer und Höhle / Die Anfänge
- Motivation zur Höhlenforschung.......
- Die Forschungen am Schwarzmooskogel
- ........
Literatur:
Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche (2019): Tagungsband zum 28. Treffen der Interessengemeinschaft Höhle-Religion-Psyche / Anthropospeläologie, Gröbenzell 2019
Plattner, Erich (2019): Besuch der Ermitage in Arlesheim, in: Höhlenwurm 158-2019, S. 17-18
Links:
http://www.judonbo.ch / Jugendhaus Don Bosco
https://www.youtube.com/watch?v=4hv9Ia-ZKlE Film vom Tunnelbau im Bärenschacht von Werner Janz
https://www.youtube.com/watch?v=bYO_Z8diL28&feature=youtu.be Film vom Tunnelbau im Bärenschacht von Werner Janz
Höhle-Religion-Psyche / ein kurzer historischer Abriß
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