Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Mont-, Mond-, Bergmilch - das "Nix"


Montmilchbildung in der Slouper-Höhle


Als "Nix" wird ein "leicht zähflüssiger oder gallertartiger, weißer Kalkniederschlag, der mitunter auch erhärtet als voluminöse poröse Masse die Höhlenwände bedeckt. Im Mikroskop zeigt sich das Nix als eine Anhäufung zarter durchsichtiger Kalzitnadeln."

Es gab einmal eine Zeit, da war die "Mont-" oder "Bergmilch" ein gefragtes Heilmittel. Das weiße Zeug, abgekratzt von den Wänden von Höhlen, galt einmal als heilsam bei allerlei Gebrechen. Als "Augennix" wurde es seit dem 15. Jahrhundert entsprechend verwendet. Wöchnerinnen bestrich man den Busen und die Schultern, damit sich die Milch richtig verteile. Bei Geschwüren verwendete man es ebenfalls. In der Schweiz kam sie in der Tierheilkunde zum Einsatz.

So mancher lebte davon, daß er sie aus den sog. "Nixlöchern" oder "Montmilchlöchern" holte und sie weiterverkaufte.

Bekannte Höhlen, wo man sie holte bzw. halt fand, waren:

- der "Nicovateil" der Slouperhöhle in Tschechien
- Montmilchloch am Pilatus / Schweiz / CH
- Montmilchhöhle / Schwäbische Alb / D
- das Nixloch bei Hallthurm / Untersberg / D
- Scheunenhöhle im Oberen Donautal / D "...An den Wänden findet sich hier Montmilch mit alten Abbauspuren, vermutlich zu medizinischen Zwecken" Jantschke, Oberes Donautal 2, S. 28
- Kreidelucke bei Hinterstoder / Totes Gebirge / A
1866 schrieb Gottfried Hauenschild, daß der "Nix" von "speculativen Viehhändlern unter das Futter der Haustiere, besonders der Pferde gemengt werde, damit sie leibiger ausfallen" (Fritsch 26)


 

"Bergmilch besteht zu 88 bis über 92% aus Wasser und ist thixotrop, d.h. es genügt schon leichte mechanische Beanspruchung, um die schwachen Bindungskräfte aufzubrechen und die Wasserabgabe zu provozieren...Berglmilch ist eine Neubildung, die aus dem reinsten CaCO3 besteht, das überhaupt bekannt ist..." Knapcyzk 7

 

...wird fortgesetzt


Cammerer 1832: "So heißt eine leichte, weiße, schwammig und zerbrechiche kalkartige Erde, wleche an der Zunge klebt, und einen süßlichen Geschmack hat. Sie kommt in mehreren Höhlen Bayerns vor, mitunter von mancherlei Farben, gewöhnlich aber von weißer Farbe, wovon auch die letzte Hälfte ihres Namens entstanden zu sein scheint." (S. 130)


 

Literatur:

Binder, Hans Gewinnung von Montmilch und Höhlendünger und andere Arten der Höhlennutzung in alter und neuer Zeit. (Jh. Karst- und Höhlenkunde, 4, S. 347-355, München 1963
Binder, Hans Höhlen der Schwäbischen Alb, DRW-Verlag, Leinfelden-Echterdingen 1995
Cammerer, Anseln Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Coller, Julie MOONMILK, Journal of the Sydney Speleological Society, 1990, 34 (7): 135
Freistetter, Florian, Jungwirth, Helmut Eine Geschichte der Welt in 100 Mikroorganismen, Hanser, München 2021
Fritsch, Erhard Die Höhlen des Toten Gebirges, S. 22ff.
Jantschke, Herbert, Luz A.+H. M., Simon, W. Straub, Rainer, herausgegeben von der Höhlenforschungsgruppe Ostab-Kirchheim Höhlen im Oberen Donautal - Teil 2, Materialhefte für Karst- und Höhlenkunde 24, 2021
Knapczyk, H. In den weißen Sümpfen - Badekur in der Bruneckerhöhle - Studien über Bergmilch, ATLANTIS 1/2-1979, S. 7ff.
Kraus, Franz Höhlenkunde, Wien 1894
Reinbacher, W. Rudolph IS IT GNOME; IS IT BERG; IS IT MONT; IS IT MOND? AN UPDATED VIEW OF THE ORIGIN AND ETYMOLOGY OF MOONMILK, The NSS Bulletin, June 1994, p 1-11
Shaw, Trevor History of Cave Science, second edition, sydney speleological society, Sydney 1992
Waldner, Dr. Franz Nix und Nixhöhlen, Höhlenkundliche Mitteilungen Tirol 1-1983
Waldner, Dr. Franz Die Höhlennamen in den deutschen Alpen, in: Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde, Berlin, 1941

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