Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Tagung 2015
des Arbeitskreises für Erdstallforschung
in Strahlfeld bei Roding
Die besuchten Erdstställe: Arnschwang / Grasfilzing / Neukirchen-Balbini
Wenn man zurückschaut, wie vor gar nicht so langer Zeit die Stimmung bezüglich der Zukunft des Arbeitskreises für Erdstallforschung gewesen ist, dann mag ich das kaum glauben. Mit den Farben Dunkelgrau bis Schwarz kann man sie beschreiben. Es bestand die reale Gefahr, daß sich binnen kurzer Zeit alles auflösen würde. Und nun?
Nach der 2015er Tagung in Strahlfeld stellt sich die Situation sehr erfreulich anders dar. Dank einiger sehr engagierter Personen scheint das Schiff wieder Kurs aufzunehmen und wieder steuerbar zu sein. Und Ziele zu haben, die alle wieder zusammenführen. Die Kernpunkte waren die Wahl eines neuen Vorstands und die Verabschiedung einer neuen Satzung mit dem Ziel aus dem "Arbeitskreis" einen eingetragenen Verein zu machen.
Am Freitagabend wurden diese Punkte erfolgreich bewältigt. Die
bisherige kommissarisch den Arbeitskreis führende Birgit Symander aus
Schwandort, die sich ja den vorgegangenen Monaten sehr engagiert hatte und
vieles erreicht hat, wurde nun offiziell zur Vorsitzenden bestimmt. Ihr zur
Seite wurde Uwe Hinzpeter bestellt, der schon sehr intensiv an der Ausarbeitung
der neuen Satzung mitgewirkt hatte. Für die praktische Arbeit sind auch der
Kassier und derdie Schriftführer/in äußerst wichtig. Auch diese Positionen
sind bestens besetzt mit Manfred Schulz und Monika Löffelmann. Neu, aber
eigentlich alt, ist die Benennung von 5 Beisitzern, die dem Kernvorstand zur
Seite stehen. Damit wurde nämlich eine Neuregelung der letzten Satzung wieder
vollkommen rückgängig gemacht, in der Beirat abgeschafft worden war, um ihn
durch Regionalbeauftragte zu ersetzen. Der vorangegangene Vorstand hatte diese
Idee vertreten und die Mitgliederversammlung hatte darüber abgestimmt. Alle
waren damals dafür, mit einer Ausnahme. Ich stimmte alleine damals mit Nein.
Diesmal fiel im Publikum hörbar ein Kommentar zur alten Satzung:
"Ermächtigungsgesetz". Damit ist es wieder vorbei.
Der Text unseres neuen "Grundgesetzes" wurde laut vorgelesen und im
Detail noch diskutiert. Viel wurde nicht geändert, man feilte eigentlich nur
noch an Worten, die zentralen Sachverhalte wurden beibehalten. Die Eintragung
ins Vereinsregister wird angestrebt und es sollten keine wesentlichen
Stolpersteine mehr auf dem Weg in eine gedeihliche Zukunft mehr kommen. Als
Vereinszweck heißt es u.a.: "Der Verein erforscht und dokumentiert
Erdställe sowie andere historisch wertvolle unterirdische Bauwerke und setzt
sich für deren Erhalt und ihre Einstufung als schützenswerte Bodendenkmäler
ein." Ein klarer Auftrag.
32 Arbeitskreismitglieder waren gekommen und etliche Gäste, so daß die Teilnehmerteil über 40 Personen lag. Sie konnten ein sehr vielfältiges und in die Tiefe gehendes Programm erleben. Am Freitagabend noch hatte Dr. Christoph Steinmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalschutz in Regensburg referiert über ein wichtiges Thema, das uns alle angeht, nämlich die Zusammenarbeit des Arbeitskreises mit dem BLfD. Da zeigte sich, da die staatlichen Mittel sehr beschränkt sind, daß wir eine wichtige Rolle spielen können, da es ja letztlich um das gleiche Ziel geht, die Erhaltung der Bodendenkmäler. Das Beispiel Grasfilzing aus der letzten Zeit steht beispielhaft dafür im Raum. Am Samstagvormittag gab es 3 Vorträge: Dr. Helen Wider aus der Schweiz berichtete erstmals von Erdställen und seltsamen Stollen in der Schweiz, Josef Weichenberger von einer archäologischen Grabung im Erdstall Sierning in Steyr, OÖ, und Birgit Symander von einem ähnlichen Vorhaben im Erdstall Grasfilzing, Lkr. Cham. Abends gab es einen Tätigkeitsrückblick aus den verschiedenen Regionen, z.B. aus Wien, wo man bei Bauarbeiten auch auf einen Erdstall gestoßen ist. Den Abschluß bildete ein Vortrag von Harald Schaller mit dem Titel "Archäologischer Nachweis von Hausbauten über Erdställen in der Oberpfalz". Auch am Sonntagvormittag trugen noch 4 Personen etwas vor: Ich leuchtete die Geschichte der Erdstallphotographie unter dem Titel "Erdstallphotographie 3.0" etwas aus, Dr. Martin Straßburger, ein Montanarchäologe, hatte ein schon lange fälliges Thema: "Erdställe und Bergwerke im montanarchäologischen Vergleich", Uwe Hinzpeter präsentierte die "Unterirdische Wasserleitung von Trevi in Umbrien". Am Schluß beschäftigte sich Maria Beenen noch mit Konstruktionsarten alter Gebäude im Mittelgebirge.
Zum offiziellen Programm gehörten noch 2 Exkursionen. Die Samstagsnachmittagsexkursion ging mit dem Bus nach Arnschwang und nach Grasfilzing. Da es so viele Teilnehmer waren, mußten zwei Gruppen gebildet werden, die dann abwechselnd die beiden Erdställe und in Grasfilzing noch der Felsenkeller bei Feigl besucht werden konnten. Am Sonntagmittag ging es mit eigenen Fahrzeugen nach Neukirchen-Balbini zum Schießlanwesen. Birgit und einige Helfer hatten den alten Stall zu einem kleinen Erdstallmuseum gestaltet, dessen Eröffnungszeremonie praktisch unser Besuch war. An den Wänden hingen viele Photos, ein paar Funde aus dem Erdstall unter dem Schießlhaus wurden gezeigt und ein ausgestopfter Höhlenforschung in Montur sollten einen ersten Eindruck vom Phänomen "Erdstall" vermitteln. Mittags gab es ein gemeinsames feines Essen im Museumssaal, geliefert von der nahen Gaststätte. Auf dem Platz vor dem Schießlhaus war viel los, schließlich war gerade Michaelimarkt. Nachmittags wurde das Anwesen auch für die Bevölkerung geöffnet und alle konnten sich ein erstes Bild davon machen, was da jetzt geplant ist und in ersten Ansätzen schon vorhanden ist. Wir dürfen alle gespannt sein.
Insgesamt war es eine sehr gelungene Tagung. Hoffentlich geht es so positiv weiter. Der Klärungsprozeß hat wohl auch seine guten Seiten.
In Strahlfeld
Tagungsraum |
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Unterwegs zur Exkursion mit dem Bus | ||
In Arnschwang | ||
In Grasfilzing | ||
In Neukirchen- Balbini |
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> Der Vorstand | ||
Gruppenbild |
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Im Felsenkeller in Grasfilzing | ||
Das alte und neue Führungspersonal
Regine und Birgit |
Text vor der Veranstaltung:
Back to the roots. Das tut nach dem Psychotsunami, den der Rücktritt des vorherigen Vorsitzenden und das Nachrücken von Birgit auf den "Chefposten" hervorgerufen hatte, sehr gut.
Die Weichen sind längst gestellt. Sehr positive Aktivitäten haben stattgefunden. Der Plan, aus dem Arbeitskreis einen eingetragenen Verein zu machen, der wird vorangetrieben. In Neukirchen-Balbini soll ein Erdstallzentrum entstehen.
Wir dürfen sehr auf die nächste Tagung gespannt sein.
Die Erdstallforschung schreitet erfolgreich voran, neue Erdställe wurde entdeckt, ausgegraben und jetzt warten wir gespannt auf die Ergebnisse....
Literatur:
ohne Verfasserangabe | Forschungszentrum Ziel des neuen Vereins, Mittelbayerische Zeitung 30. September 2015, S. 22 |
Löffelmann, Monika | Back to the roots: Erdstallforscher in Roding, Der Erdstall 42 2016, S. 123ff. |
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