Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Begriff der "Höhle"


Katerloch bei Weiz um 1840 von Joseph Kuwasseg


"..sie verweisen auf die Leere, die sich hinter den Begriffen "Vogel", "Wald", "Quitte", "Stllleben" oder Süße" auftut (auch "Höhle", A.d.V.) Diese Leere können wir vielleicht empfinden, wenn wir einmal davon lassen können, die Entscheinungen zu entschlüsseln, zu vergleichen und zu bewerten. Wenn wir weder den Informationen noch den Idelologien anheimfallen, nicht gefangen wären in den zweifelhaften Begrifflichkeiten, sondern den Dingen (und den Nichtdingen, A.d.V.) selbst begegnen können, dann könnten wir vielleicht wirklich sehen." Bärfuß, Die Krone der Schöpfung 47

"..einen gefrorenen Begriffe immer wieder auftauen..." Hannah Arendt

"Jede Höhle ist anders - so wie auch die Bäume einer Art verschieden sind." Kempe, Rosendahl 54


Felsdächer - Übergangsformen zur "Höhle"

Abgrund - die vertikale Perspektive


Was ist eine "Höhle"? Eine "semantische Amöbe..." (Bischofl l37) Gibt es gemeinsame Eigenschaften, die alle "Höhlen" haben? Was wurden im Verlaufe der Geschichte für Antworten auf diese schwierige Frage gegeben? Ein großes, ein wichtiges, ein grundlegendes Thema.

Schon 2001 hat sich Dr. Karl Mais, der "Charly",  in der Rachelsperger Hütte beim Lamprechtsofen in seinem Vortrag über "Höhle und Höhlenforschung" damit sehr kompetent auseinanderesetzt. Er sagte schon damals, es handele sich um einen "Gummibegriff" und Folgendes als pragmatische Lösung vorgeschlagen: Wenn man dafür eine Katasternummer hergibt, dann ja, ansonsten nein.

Eine kleine Übersicht (in Vorbereitung): 

1638 Johann Heinrich Alsted
Encyclopaedia Cursus Philosophici 

Höhle????

1658 Comenius


Quelle: Comenius, Johann Amos (1658): Orbis Sensualium Pictus, Nürnberg

 
Das Wort "Höhlen" kommt hier nur in Klammern gesetzt vor! Hauptbegriff ist "hohle Klüfte"!
1728 Chambers

1731  Zedlers Universallexikon https://www.zedler-lexikon.de/

1754 Baron d'Holbach und Louis de Jancourt / 7. Band der Encyclopédie

"GROTTE, s. f. cripta, (Hist. nat.) On nomme ainsi les cavernes, les creux ou les espaces vuides qui se rencontrent dans le sein de la terre, & surtout dans l'intérieur des montagnes. Buttner & la plûpart des Naturalistes attribuent la formation des grottes aux bouleversemens causés par le déluge universel ou par d'autres révolutions particulieres, telles que celles qu'ont pu causer les feux soûterreins; ou aux eaux qui en pénétrant au - travers des montagnes & des roches qui les composent, ont entraîné & détaché les substances, telles que la terre, le sable, &c. qui leur présentoient le moins de résistance, & n'ont laissé subsister que les plus solides qu'elles n'ont pû entraîner avec elles. Les grottes varient pour la grandeur & pour les phénomenes qu'elles présentent; il n'y a guere de pays montagneux où l'on n'en trouve quelques - unes." p 967

GOOGLE-Übersetzung des Textes 23.12.2020:
"CAVE, sf cripta, (Hist. Nat.) Man nennt so die Höhlen, die Mulden oder die gesehenen Räume, die sich im Schoß der Erde und besonders im Inneren der Berge treffen. Buttner und die meisten Naturforscher schreiben dies zu die Bildung von Höhlen zu den Umwälzungen, die durch die universelle Flut oder durch andere besondere Revolutionen verursacht werden, wie sie durch die unterirdischen Brände verursacht werden, oder zu den Gewässern, die durch das Eindringen in die Berge und die Felsen, aus denen sie bestehen, entstanden sind Mitgerissene und abgelöste Substanzen wie Erde, Sand usw., die ihnen den geringsten Widerstand zeigten und nur den festesten zurückließen, den sie nicht mit sich führen konnten. Größe & für die Phänomene, die sie präsentieren; es gibt kaum ein Gebirgsland, in dem wir nicht wenige finden. " 

1773 Krünitz
[die] ein leerer Raum in dem Innern eines Körpers, und in weiterer Bedeutung, eine sehr vertiefte, sehr eingebogene Stelle einer Fläche, im g. L. eine Hohlung; besonders so fern sie dazu dient, etwas darein zu verbergen. L. Antrum, Cauerna. Fr. Antre, Caverne, Creux. Der Rumpf des menschlichen Leibes besteht aus verschiedenen Höhlen. Die Brusthöhle. Die Höhlen an den Knochen, die halbrunden Vertiefungen an den Gelenkbeinen. Die Höhlen der wilden Thiere, ausgehöhlte Stellen in der Erde, sich darin zu verbergen. Am häufigsten sind hohle Stellen oder leere Räume in dem Innern der Erde oder der Berge unter dem Nahmen der Höhlen bekannt. Sich in eine Höhle verkriechen. In dem Stande der Wildheit wohnten die Menschen in den Höhlen der Berge und Felsen. In dem Bergbaue ist die Höhle, ein halb rund ausgehauener Baum, ein Trog von einem gewissen Maße, das Erz darin <24, 115> fortzuschaffen. Gemeiniglich hält eine solche Höhle 16 Centner, oder 34 Körbe, oder 8 Karren.
1780 Johannes Esaias Silberschlag, Geogenie oder Erklärung der mosaischen Erderschaffung
"Gott schuf jeden Weltkörper an seiner Stelle. ..Am zweiten bildete sich die Atmosphäre, das Wasser blieb auf der Fläche, und im Erdkern versteinerten die plastischen Massen. Im Innersten brach eine ungemeine Kraft aus, ein plötzlich wirkendes Feuer und bildete riesige Höhlungen im Innern und drückte die Erde hier mehr, dort weniger empor. Dadurch traten Land, Inseln und Berge hervor, und das Meer verlief sich zum Teil in den Höhlen. Die Felsen wurden teilweise durch die schlammige Fläche, teils durch Steinschichten hindurchgeschoben, teils ward die weiche Masse zu Hügeln und Rücken erhoben, teils brach das Feuer durch Öffnungen und warf Granit, Quarz und Sand weit umher. Durch eben diese elastische Kraft wurden auch lange Gänge und Kanäle gebildet, ebenso in Höhlen, welche wie Stockwerke übereinander liegen, und zum Teil mit dem großen Zentralgewölbe in Verbindung stehen. Aus diesem Höhlensystem und den darin befindlichen Gewässern erklärt Silberschlag die Art und Weise, wie die Sintflut habe entstehen, udn wieder abfließen können, sehr umständlich mit Hilfe eines aus Blech gefertigten Heronsbrunnens.." Koch, Die mosaische Erderschaffung 16
1793 Pierer

1796 Adelung
Höhle..ein leerer Raum in dem Innern eines Körpers, und in weiterer Bedeutung, eine sehr vertiefte, sehr eingebogene Stelle einer Fläche, im gemeinen Leben eine Hohlung; besonders so fern sie dazu dienet, etwas darin zu verbergen. Der Rumpf des menschlichen Leibes bestehet aus verschiedenen Höhlen...
1797 Hermann, Benedikt Franz Johann von: Ueber die Entstehung der Gebürge und ihre gegenwärtige Beschaffenheit
1799 Rosenmüller und Tillesius: Beschreibung merkwürdiger Höhlen. Ein Beitrag zur physikalischen Geschichte der Erde
1801 Lang, Galerie der unterirdischen Schöpfungwunder...

1803 Kant
"Die natürlichen Höhlen sind ganz unzählbar. Nur von den wenigsten kennen wir die Zugänge..
..die Natur selbst hat uns Gelegenheit gegeben, durch größere und kleinere Hölen, ...unter die Oberfläche zu streifen. Sie würden uns bey einem Durchschnitte des vesten Landes das auffallendste seyn. An anderen Stellen haben sich die Menschen selbst, schon seit den frühesten Zeiten, vor Mose; Eingänge in die Unterwelt gebahnt: Schachten eingesenkt, Stollen getrieben etc. Wir können also wohl die Höhlen der Erde mit Recht in Natürliche und Künstliche Theilen.
,,H. sind Vertiefungen, meistens in Kalkgebirgen, mit mehr oder minder ausgedehnten Gewölben und Gängen. Die Entstehung solcher Höhlen beruht bald auf Anspielungen durch Wasser, bald auf unterirdischen Feuerausbrüchen. Die Zahl derselben auf der Erde ist überaus groß, wenn auch nicht alle gleich merkwürdig sind." 


Kant, Physische Geographie Band 2, 1803

1806 Ritter, Blick in die Eingeweide der Erde
1832 Cammerer, Anseln Andreas Caspar
"Die Höhlen sind...einer gewissen Art von Kalkstein so gemein, daß er davon der Namen Höhlen-Kalkstein führt. Daß bei allgemeinen Erderschütterungen und großen Katastrophen, welche die Oberfläche der Erde so mannigfaltig veänderten, durch Ausschwemmungen, Uebereinanderstürzen etc. Höhlen, Felsenrisse, Spalten etc. entstanden, begreift sich ohne Mühe (S. 86)
1837 Rheinisches Konversationslexikon
Höhlen, Grotten oder Schlotten heißen die von der natur hervorgebrachten hohlen Räume in der festen Erdrinde. Man findet sie besonders in dem Kalksteine  der Uebergangs- und Flötzzeit, in dem Gyps, zuweilen in dem Sandstein und in den vulkanischen Felsarten; endlich muß auch der Drusenhöhlen auf Gängen gedacht werden, welche Krystalle enthalten.... S. 675
1838 Brockhaus
"Höhlen sind hohle Räume im Innern der Berge oder in der Tiefe der Erde, welche ihren Ursprung theils vulkanischen Ereignissen, wie Erdbränden, Ausbrüchen von Vulkanen, theils Ausspülungen durch das Wasser zu verdanken haben mögen. Einige enthalten sehr merkwürdige Gebilde, während andere duerch besondere Eigenthümlichkeiten sich auszeichnen. In einigen finden sich höchst auffallende Tropfsteingebilde (Tropfsteinhöhlen), in anderen in großer Menge Knochen (Knochenhöhlen), in andern merkwürdige Eisbildungen (Eishöhlen), noch andere enthalten Dampf (Dampfhöhlen) oder Wasser (Wasserhöhlen), und aus einigen bläst ein eigenthümlicher Wind (Windhöhlen), der zuweilen merkwürdige Temperaturabwechslungen zeigt (Temperaturhöhlen)." Siehe: H.F. "Auszug"
1844 Nowak, Die Räthsel unserer Quellen oder Kritik aller wichtigeren bisher aufgestellten Theorieen über den Ursprung, die Temperatur, die Periodicität, die chemische Beschaffenheit der Quellen unserer Erde, und Versuch einer ausführlich begründeten Lösung dieser Fragen mit Hülfe eines neuen allgemeineren ...


1854 und später Grimm - Deutsches Wörterbuch
f. caverna, spelunca, ahd. holî, mhd. hüle, eine form die auch im ältern nhd. noch nachklingt: wie ein löuw in seiner hüle. Reiszner Jerus. 2, 132a; so das weiblin anhebt

höhle bezeichnet
1)
aushöhlung, vertiefung im allgemeinen: concavitas hule, hulin, hole (neben holigkeit, holheit) Dief. 138c; ire (der elennthiere) haar sind alle hol: wiewol herr Geszner .. in haaren kein hölin gefunden. Forer thierb. 40a; noch bei Göthe von der höhlung eines bechers, die auch vorher so genannt wird:
2)
am häufigsten ist höhle ein ausgehöhlter gröszerer raum im innern der erde: antrum hole, höle, hule, hüle Dief. 39a; caverna hule, hüle 108a; specus hüli, hule 545c; im mhd. noch selten gegen hohl (sp. 1714) und mit diesem wechselnd:
in höhlen wohnt der drachen alte brut.
Göthe 1, 177.

3) bei den bergleuten heiszt höhle, auch höle und hölle
ein kasten von bestimmten dimensionen (ursprünglich aus gehöhlten baumstämmen), in welchem das erz auf die hütten geschafft wurde. Veith bergwörterb. 274.
4)cauch anderweit technisch: hölin oder hole l
öcher in den aufgerichten hölzeren oder häspeln, darein man die end der wallböumen stoszt, das sy darinnen umbgangind, chelonaria, chelonia Maaler 228b." 

1854

Schmidl:
"Höhlen...
horizontal liegende Hohlräume, welche Seen oder stehende Gewässer, nicht aber fliessendes Wasser und reichliche Tropfsteinbildungen enthalten
Grotten: Hohlräume, welche Flussläufe besitzen, weniger Tropfsteine, wenn, dann nur an der Decke"
1857 Pierer
1) Hohlraum unter der Erdoberfläche, völlig verschlossen (deren man viele im Inneren des Erdkörpers annehmen kann) od. durch schmale Öffnungen zugänglich, oft durch Kunst erweitert, wie die im St. Petersberg bei Mastricht (s.d.). Die natürlichen finden sich meist in Kalkgebirgen u. bestehen aus, zum Theil in einander laufenden Gängen od. aus Grotten, welche dann auch wohl durch Gänge verbunden sind. Sie laufen theils horizontal, theils senkrecht, theils schräg, so daß sich in der Tiefe Wasser ansammelt, von welchem auch wohl Bäche nach außen gehen. Ihre Tiefe beträgt bei manchen wohl über 1000 Fuß; andere sind ihrer Tiefe nach noch gar nicht ergründet; ihre Länge dehnt sich bei mehreren bis zu einigen Stunden aus;
2) (Bergb.), Kasten od. Trog, der auf dem Höhlwagen befestigt ist, um darin Erz auf die Hüttenwerke zu fahren; faßt 16 Centner, od. 34 Körbe, od. 8 Karren u. dient so auch als Maß; 
3) im thierischen Körper ein verschlossener, od. durch Öffnungen mit anderen verbundener Raum, in den mannigfaltigsten Weisen. So unterscheidet man zunächst die drei großen Körperhöhlen, in denen die Hauptapparate des organischen Lebens aufgenommen sind (Schädel-, Brust- u. Bauchhöhle), in den einzelnen Organen aber auch wieder besondere Räume, wie Gehirn-, Herz-, Magenhöhle, auch zusammenhängende Räume von wieder verschiedenartiger Bildung, wie Nasenhöhlen, Mundhöhlen, auch wohl nur bloße Zwischenräume, wie Beckenhöhlen, Räume in Knochen, als Knochenhöhlen (s.d. a.),
1873 Fraas 
"Höhlen..
1. Solche, die in frühester Zeit gebildet wurden, die an Wasser arm und frei von Tropfsteinen sind.
2. In Spalten, in ursprünglich festem Kalkgestein duerch mechanische Kraft, Erdbeben, Rutschungen hervorgebracht. Diese Spalten können durch Wasser erweitert werden, ein eigentlicher Wasserlauf fehlt.
3. In Spalten und Sprünge mit Wasserlauf, communizierend mit Quellen, Hungerbrunnen, Trichtern und Erdlöchern.
1878 Gümbel - Die natürlichen Höhlen in Bayern
Wir nennen.. die durch solche theils chemische, theils mechanische Zerstörung entstandenen Hohlräume im Innern der Schichtenlagen oder der Berge 26
1821-1880 Flaubert, Gustave - Wörterbuch der Gemeinplätze
Höhle - übliche Unterkunft der Räuber. Sind stets voller Schlangen
1883 Fruhwirth
Wasserhöhlen (entstehen durch chemische und mechanische Erosion des Wassers)/ Spalthöhlen (entstehen wegen tektonischer Ursachen, Vorgängen im Zusammenhang mit dem Aufbau des Gebirges oder seismischer Störungen) / Lavahöhlen (Entstehung ist an vulkanische Eruptionen gebungen)
1894 Kraus, Franz
Es wurde schon wiederholt versucht, die sämmtlichen Höhlenarten in ein System zu bringen, es blieben jedoch einige davon übrig, die sich nicht einreihen ließen, was immerhin sein Mißliches hat und beweist, daß das System nicht richtig war. Es soll daher eine neue Gruppierung versucht werden, in welcher alle Höhlen, gleichviel welcher Form und welcher Entstehungsart, Platz finden können:
Wenn man die sämmlichen Höhlen gruppieren will, so bleibt keine andere Eintheilsart, als jene in:
1) ursprüngliche Höhlen
2) später gebildete natürliche Höhlen
3) künstliche Höhlen......(S. 35ff.)
1894 Brockhaus, 14. Auflage
..leere oder teilweise mit Wasser angefüllte natürliche Räume unter der Erde, die entweder völlig verschlossen oder durch schmale, öfters durch Kunst erweiterte Öffnungen zugänglich sind. Da sie meist durch die auflösende Thätigkeit des im Gebirgsinnern cirkulierenden Wassers entstanden sind, und Kalkstein, Dolomit und Gips in größter Menge vom Wasser aufgelöst werden, so sind Gegenden, die aus den genannten Gesteinsarten zusammengesetzt werden, die hauptsächlichste Heimat der Höhlen.
Nach A. von Humboldts Vorgange unterscheidet man: Spaltenhöhlen; Gewölbhöhlen, die man auch Grotten nennt, wenn sie geringe Tiefe oder einen weiten Eingang haben; Schlauchhöhlen, enge, gewundene Kanäle. Die meisten h. bestehen aus Kombinationen dieser drei Formen." 
1905 Meyers Großes Konversations-Lexikon
H..natürliche, unterirdische Hohlräume in den verschiedensten Gesteinen in der Erdoberfläche, so daß der Nachweis ihrer Existenz Zufälligkeiten (Wegbauten, Tunnelbohrungen, Einstürzen etc. 
1910 Georges Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch
Höhle , cavum (die Höhle übh. als leerer Raum, z.B. leoninum). – caverna (als tief hineingehende Aushöhlung, meist von den höhlenartigen Gängen unter der Erde). – specus (die Höhle zum Verbergen, ein tiefes Loch, z.B. subterraneus). – spelunca (eine tiefe Höhle in ...
1923 Kyrle, Theoretische Speläologie
"Der Ausdruck "Höhle" wird überhaupt in sehr wechselnder Bedeutung gebraucht. Das eine Mal wird mit ihm ein Höhlensystem, ein anderen Mal ein Höhlenraum schlehterdings, dann wieder eine bestimmte Evakuation und dann wieder eine bestimmt Konvakuation verstanden..." S. 7
1924 Meyers Lexikon
"..der moderne Höhlenforscher unterscheidet die H. nach der Entstehungsweise. So spricht er von natürlichen Hohlräumen in Erstarrungsgesteinen, von Spaltenhöhlen, von Brandungshöhlen u. Verwitterungshöhlen....Die wichtigsten H. sind die duerch unterirdische Flußläufe geschaffenen, oft viele Kilometer langen Systeme. Im allgemeinen sind kürzere H. nur die Reste wesentlich größerer Systeme, die noch nicht vollständig erschlossen wurden oder bereits zerstört sind..."
1934 Walter Biese, Stichwort "Höhlenkunde"
Als Höhle schlechthin kann jeder Raum unter der Erdoberfläche aufgefaßt werden. Geograph und Geologe ziehen nur die natürlich entstandenen Hohlräume in ihren Betrachtungskreis, während für die biologischen Forschungsrichtungen auch jeder künstliche Hohlraum - wie Wasserstollen, Bergbaustrecken usw. "Höhle" ist, sobald er einen von den Verhältnissen auf der Erdoberfläche abweichenden Lebensraum darstellt."
1940 Agatha Christi, Evil under the Sun
"Why should se go into the cave? It is dark there and narrow and very uncomfortable." 150
1954 Brockhaus
"H., eine größere Hohlform im Gestein; sie ist entweder mit dem Gestein entstanden... oder nachträglich.... S. 503
1961 Curl, Rane C.
"On the Definition of a CaveÜber die Definition der „Höhle"Although caves have been under study for many years, the existence of adefinable object, which we call a cave, must still be in question. This is especiallytrue if we attempt to count cave entrances or determine the lengths of caves; thedefinitions of these terms depend upon the measure we choose to use.In an attempt to provide a more quantitative aspect to these definitions it issuggested that the sum of the lengths t>f all caves be considered as a function ofthe size of a "standard" explorer and thüt the observed relation be studied todetermine if there is truly a difference in kind between caverns, caves, crevices,fissures, joints, pores etc."
1968 Trimmel
"..im allgemeinen ist als Höhle jeder vom Menschen befahrbare und durch Naturvorgänge gebildete Hohlraum zu verstehen, der ganz oder teilweise von festem Gestein umgeben ist" (S. 6)
1974 Mohr
"1)Ostkirchliche Darstellung der Christgeburt verlegen sie in eine H., die wie es in Palästina normal war, als Stall diente. Dabei erinnert die Darstellung der H. als Erdspalte bewußt an einen Mutterschoß, um die hier sich vollzogene Befruchtung der Erde durch den Himmel in ihrer uralten Symbolik zu konkretisieren.
2) Nach apokryphen Evangelien nahm eine H., die sich im Berg auftat, Elisabeth und ihre kleine Sohn Johannes auf der Flucht vor den Kriegsknechten des Herodes auf.
3) In einer H. auf der Insel Patmos empfing der Evangelist Johannes nach alter ostkirchlicher Tradition die Visionen, die er im letzten Buch der Bibel niederschrieb."
1975 Bauer
"Mit dem Ausdruck "Höhle" hatte es..eine besondere Bewandtnis....Das Wort "Höhle" weckte daher im Chinesischen von vorneherein weniger die Assoziation der "Grotte", also einer geschlossenen Wölbung in Fels oder Erde, die als vorübergehendes Versteck dienen kann, als vielmehr die eines "Durchgangs", eines "Übergangs". Nicht das Dunkel der Höhle an sich, so geheimnisvoll es auch sein mochte, zog die Aufmerksamkeit auf sich, sondern dasweit hinten an ihrem Ende schimmernde Tageslicht, das eine neue Welt verhieß.." Bauer, China 268
1980 Wilhelmi
"bei Karl Hofer: "Später aber, nach der Jahrhundertmitte, wird die Höhle bie Hofer zur zukunftsvisionären Chiffre der Schutzsuche vor Bedrohung, so im Ölbild 'Die Irrenden'
bei Henry Moore > Mutterschoß, das Weibliche
bei Paul Thek > Grabkammer, Unterwasserwelt.."
1981 Franz Jörg Krieg http://speleo.franzjoerg.de/
"Höhlen sind außerordentlich stabile Räume. Wenn man bedenkt, dass die meisten Höhlen die letzte Eiszeit  bis heute fast unverändert überstanden haben, ist..."
1983 Walker
"The cave was universall identified with the womb of the Mother Earth, the logical place for symbolic birth and regeneration.."
1983 Walter
"Höhlen waren zu allen Zeiten ein "Angebot der Natur" an die Menschen."
1984 Ilming - Die Höhle in der bildenden Kunst
"Beschäftigt man sich mit der Darstellung der Höhle in der bildenden Kunst, so ist es wichtig festzustellen, in welche Bedeutung die Höhle im Kunstwerk dargestellt werden kann. Hier spannt sich der Bogen von der Höhle als nur romantisches Beiwerk über diese als Schauplatz einer literarischen Handlung bis zu ihrer Darstellung als selbstständiges Bildthema, sei es in naturwissenschaftlichem Interesse oder als Objekt romantischer Naturbegeisterung.... Etwas komplizierter erweist sich im Zusammenhang mit unserem Thema der vorerst scheinbar einfache Definition des Begriffes "Höhle". Es ist im realen Bereich notwendig, den in der Höhlenkunde vereinbarten Begriff der "Naturhöhle" nicht jederzeit und überall als selbstverständlich vorauszusetzen. In der Praxis heißt das....daß auch ganz oder teilweise künstliche Hohlräume als "Höhlen" in ein literarisches Thema und durch dieses in die bildende Kunst eingehen.. Von größter Bedeutung ist ferner in der geistigen Vorstellungwelt des Menschen der Symbolbegriff "Höhle" als jenseitige Welt oder Unterwelt abseits jeder naturwissenschaftlichen Realität." 177
1987 Laumanns
"Höhlen, als durch Naturvorgänge entstandene, vom Menschen begehbare Hohlräume.." Laumanns, Eifel 30
1989 Blumenberg
H. sind die Orte des Vergessens....vertreten offenbar den Ort, an welchem die Seele auf ihrer Wanderung von einer Weltidentität in die andere übergeht...gehören zu eine Welt, die auf Schritt und Tritt nicht so ist, wie sie uns erscheint...
Longman
"a large natural hole in the side of a cliff or hill, or under the ground" / Dictionary of Contemporary English, Langenscheidt-Longman, 3. Auflage, 1995, S. 755
Forti Paolo - Scientific Research and Speleology
"The caves have some peculiar characteristics that distinguish them from the other natural environments and therefore makes them much more interesting and important form a scientific point of view. They are underground environments characterised by a constant total absence of light and often have minimum variations all the other environmental parameters (temperature, relative humidity etc.). The rock walls that separate them from the outside world minimise, if not completely eliminate, the influence that the external climatic and/or other environmental variations can have on the caves inside. To put it in a few words, a natural cave is a very stable environment generally characterised by little energy, which can be considerd the perfect "accumulation trap", that conserves everything that it collects in time...."
1996 Kempe - Steter Tropfen höhlt den Stein?
"Höhle ist nicht gleich Höhle. Jede hat ihre speziellen Charakteristika. Viele Prozesse tragen zur Höhlenbildung bei, und jede Höhle wird von diesen Prozessen in unterschiedlicher Weise geprägt. Am einfachsten ist es, die Höhlen nach dem Gestein zu unterscheiden....sogar im Löß...die merkwürdigste mir bekannte Primärhöhle ist die Blue Lake Rhino Cave in den USA. Dort kann man - durch das Hinterteil - in den hohen Abdruck eines Diceratheriums (eines frühen Nashorns), Horn- und Beinabdrücke inklusive, hineinkriechen, das vor 15 Millionen Jahren von einem Lavastrom erfaßt wurde..." S. 22
1996 Wrede - Fremde Welten unter unseren Füßen. Was sind Höhlen?
"Nachdem verschiedene Autoren immer etwas anders unterschiedliche Definitionen vorgeschlagen haben, herrscht Einigkeit darüber, daß es sich bie Höhlen um weitgehend von festem Gestein umschlossene, mit Luft, Sediment oder Wasser gefüllte, natürliche Hohlräume in der Erdrinde handelt, die eine Mindestgröße erreichen, die dem Menschen den Zugang erlaubt." (Trimmel 1968, Bögli 1978). Es hat sich heute eingebürgert, eine Ausdehnung von mindestens fünf Metern in einer Richtung zu fordern, um Höhlen dokumentationswürdig zu machen." S. 11
1997 dtv Lexikon 8 Hau-Irt
"
Hohlraumk im anstehenden Gestein. Natürl. h. sind entweder gleichzeitig mit dem Gestein entstanden (primäre H., z.B. Blasen-H. in  magmat. Gestein, Riff-H. in Korallenriffen, Tuff-H. in Kalktuffen) oder nachträglich (sekundäre H., z.B. tekton. Versturz- Auswitterungs- und Wasser-H.) Die Wasserhöhlen, die häufigste Art der H., entstehen durch mechan. und/oder chem. Tätigkeit des Wassers...  152
1999 Triller, Alternativen der Höhlenforschung
Für einen Anfänger ist eine Höhle zunächst nur ein finsteres Loch, kalt, naß, dreckig also in jeder Beziehung unwirtlich. 
2000 Cooper
"Ein Symbol des Universums, ein Omphalos, das Weltzentrumn, das Herz, der Ort, an dem sich das Selbst und das Ich vereinigen; der Treffpunkt des Göttlichen und des Menschlichen, weshalb auch alle Sterbenden Götter und Erlöser in Höhlen geboren werden; inneres esoterisches Wissen; das Verborgene, eine Stätte der Initiation und der zweiten Geburt. Die Höhle ist auch das weibliche Prinzip, der Schoß der Mutter Erde und ihr schützender Aspekt; sie ist sowohl ein Ort der  Bestattung als auch der Wiedergeburt, des geheimnisvollen Dunkels, des Wachsens und der Erneuerung, woraus der Mensch hervorgeht und wohin er beim Tode zurückkehrt, in die steinerne Gruft...
ca. 2000 Das Land Steiermark - Speläo Merkblätter
Es gibt keine allgemeingültige Definition für Höhle. Eine der am häufigsten verwendeten ist folgende: Eine Höhle ist ein natürlicher, mehr als menschengroßer unterirdischer Hohlraum. Das Hauptproblem ist der Bezug zum Menschen, der, wenn man die Entstehung von Höhlen betrachtet, keinen Sinn ergibt. In Österreich und einigen anderen Ländern wird als Untergrenze für die Aufnahme einer Höhle ins Höhlenverzeichnis (bis auf einige Ausnahmen) eine Ganglänge von 5 m vorausgesetzt
2005 Kaltlöcher im Ostalpenraum
"
Hohlraumsysteme.....Ausdrücke wie Bocca di vento......beziehen sich lediglich auf Teilaspekte oder aber auf Höhlen (nach mensSuchlichen Dimensionen große und damit prinzipiell "befahrbare" Gesteinshohlräume), sind hier nicht berücksichtigt.., S. 27
2013 Susan Sontag, The Doors und Dostojewski
"Fragmente....verweisen auf die Lücken, Zwischenräume und das Schweigen zwischen den Dingen.....es handelt sich um eine dekadente Form..um den Ausdruck einer zu Ende gehenden Epoche" 74
Was ist eine Höhle? Hier wird auf weitere Aspekte hingewiesen, die bei traditionellen Definitionen "runterfallen": Lücke, Zwischenraum, auch etwas Akustisches: "Schweigen zwischen den Dingen"
2013 Wenqiang, Shi, Yuanhai Zhang, Karst caves in Hainan Province, China 
"A Cave is a natural underground space that is accessible by people." p 303
2016 Spötl/Plan
"Nach der gängigen Definition ist eine Höhle ein natürlicher, vom Menschen befahrbarer unterirdischer Hohlraum..
..der Bezug zum Menschen ist sinnvoll, da sonst auch zentimetergroße Porenräume im Gestein unter den Begriff Höhle fallen würde."
2016 Bednarik - Art in Caves
"True caves are found almost exclusively in carbonate rock, predominately in limestone karsts, although caves can also be found in other rock types, including volcanic rock. ..the distinctive feature of caves is that they posses a speleoclimate and a speleofauna - in short, a parietal environment." 140
2018 Deleva und Chaverri
"caves ar broadly defined as natural openings in solid rock..and as such, the serve as the "windows" in which we glance into the underground"
2020 WIKIPEDIA
"Eine Höhle ist ein natürlich entstandener unterirdischer Hohlraum, der groß genug ist, um von Menschen betreten zu werden, und länger als fünf Meter ist.
2020 Kesselring
"Gewöhnlich befassen wir uns eher mit materiellen Dingen als mit Zwischenräumen. Die Höhlenkunde handelt umgekehrt vor allem von Lücken und der Leere im Gestein. Höhlen sind Hohlkörper, "Anti-Körper". Jeder Felsabtrag durch Korrosion ist ein Zugewinn an Zwischenraum, an Höhle, ein Plus für Vermessung! In Höhlen ist das Ambiente radikal anders als in der Aussenwelt." 54
2022 Brockhaus
"Hohlraum im anstehenden Gestein; sofern nicht künstlich angelegt, kann er als primäre Höhle gleichzeitig mit dem Gestein entstanden sein (z. B. Blasenhöhlen oder Lavahöhlen in vulkanischem Gestein, ..."
2022 Hajna
"Höhlen sind natürliche unterirdische Hohlräume, die große genug snd, um vom Menschen begangen zu werden. Sie können verschiedene Entstehungsursachen haben (z.B. Karsthöhle, Gletscherhöhle, Lavaröhre) und in ihrer Länge stark variieren. Höhlen können vertikal oder horizontal verlaufen und mit Wasser gefüllt sein.."
2022 DWDS
"großer, hohler, unausgefüllter Raum in der Erde oder zwischen Felsen"
und .....
2022 WIKIPEDIA / Englische Version
A cave or cavern is a natural void in the ground, specifically a space large enough for a human to enter. Caves often form by the weathering of rock and often extend deep underground.
2022 Gottfried Martin / Schneetunnel
..natürlicher Hohlraum, der von anstehendem Gestein umschlossen und von Luft oder Wasser erfüllt ist sowie befahrbare Dimension aufweist.." S. 102
2022 Kinski / Monte Canin
Was macht die Höhle aus - die Abwesenheit von Gestein, Erde, Licht oder die Anwesenheit der Wände, die sie umgeben? Die Dunkelheit drinnen oder das Licht draußen?
2023 Ella Al-Shamahi 
"Höhlen sind einfach angenehme Orte, um zu arbeiten. Man ist den Elemeten nicht ausgesetzt, in sehr heißen Regionen zum Beispiel. Außerdem stehen die Chancen gut, dort besser erhaltene menschliche Überreste zu finden." Interview Carim Soliman, Über Neugier, 45
2023 In die Zukunft scheint mir folgende Sichtweise zu zeigen:
"Flussläufe und Berglandschaften, Ozeane, Wälder und Steppen, Wüsten und Meeresböden formen Systeme, die sich auch für Naturwissenschaftler am besten als Organismen lesen und verstehen lassen, als Akteure in einem kosmischen Geschehen zahlloser Kommunikationswege, Abhängigkeiten, Symbiosen. Jedes dieser Systeme scheint Kaskaden von untergeordneten und immer kleineren Systemen zu einem funktionalen Resonanzfeld zu bündeln und selbst Teil größerer und komplexer Systeme zu sein, ein Fließen und Strudeln auf allen Ebenen, von Elementarteilchen über das Wasser aus dem Wasserhahn zu unermesslichen, fernen Galaxien, ein kosmischer Tanz der Schöpfung und Zerstörung. Dieser Tanz wird nicht für den Menschen getanzt und nicht gegen sie, er vollzieht sich einfach wie ein Sturm." Blom, Die Unterwerfung 319

 


Die vollkommen abgebaute Höhle, die nur noch mit Markierungsstangen nachgezeichnet werden kann - die Höhle im Neandertal


Man sollte sich auch in anderen Sprachen umsehen, wie das mit dem Begriff umgegangen wird:

2022 WIKIPEDIA: A cave or cavern is a natural void in the ground,[1][2] specifically a space large enough for a human to enter. Caves often form by the weathering of rock and often extend deep underground. The word cave can also refer to much smaller openings such as sea caves, rock shelters, and grottos, though strictly speaking a cave is exogene, meaning it is deeper than its opening is wide,[3] and a rock shelter is endogene.[4]

2022 Oxford English Dictionary: A natural underground chamber in a hillside or cliff.

2024 cave-exploring.com


Eher poetisch:

"aus der Gußform des Leeren.." Rilke, Duineser Elegien, 10. Elegie, S. 206

Literatur:

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https://www.dwds.de/wb/Höhle

https://opacplus.bsb-muenchen.de/Vta2/bsb10709646/bsb:BV010845285 Immanuel Kant, Physische Geographie 

http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Höhlen

http://speleo.franzjoerg.de/

https://www.nckri.org/caves/types/ Types of Caves

Encyclopedie

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