Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Touren am Untersberg


Wer den Untersberg kennenlernen will, der muß gut zu Fuß sein. Der Anstieg ist zwar durch die Seilbahn von St. Leonhard her sehr erleichtert worden, aber dann geht es nur noch zu Fuß weiter. Es gibt eine Menge Steige durch diese Karstwildnis, einige werden viel begangen, einige wohl fast nie. 

Von einigen eigenen Unternehmungen sei hier kurz berichtet.

1) Der beliebteste Weg führt wohl von den Seilbahnstation über den Gipfel des Salzburger Hochthrons, hinunter in die Mittagsscharte und über den Thomas-Eder-Steig zur Schellenberger Eishöhle. Von dort kann man dann bis ins Tal absteigen und mit dem Bus wieder zurück zum Ausgangspunkt fahren.

 

2) Ein klassischer Weg ist die Überschreitung des Untersbergs von der Seilbahnstation an der Ostseite des Bergs bis auf das andere Ende im Westen, vorbei am Stöhrhaus. Nachher gibt es beim Zehnkaser zwei Varianten: südwärts absteigen nach Maria Gern oder mehr westwärts Richtung Hallthurm. >>> Untersbergüberschreitung von Maria Gern aus und zurück

 

3) Eine weitere Möglichkeit für eine Tagestour über den Untersberg führt auf der Route Seilbahnstation - Mittagsscharte - Weg Richtung Stöhrhaus und dann bei dem markierten Abzweiger nordwärts. Man kommt dann über den Mitterberg und die Vierkaseralm und dann den kräfteraubenden und muskelkaterverursachenden Steig wieder runter ins Tal bei Großgmain. Diese Tour haben wir einmal im Oktober 2007 unternommen.

Zwischen Abzweigung von Stöhrhausweg und Mitterberg
Bei der Vierkaseralm

 

4) Dieser Weg führt von der Bergstation über den Salzburger Hochthron hinunter in die Mittagsscharte. Hier biegt man aber nach Norden ab und bleibt in der Tiefe der Scharte. Gleich ist seitwärts der Eingang in den Steinernen Kaser zu sehen, eine der wenige Höhlen, die am Untersberg leicht zugänglich sind. Man geht durch eine großartige Karstlandschaft voller Dolinen, Trichter, kleinen Schächten, ein dauerndes Auf und Ab. Erst an der Skitrasse wird es leichter. Dann geht man auf gebahnten Wegen abwärts, man könnte auch sagen, ab da ist die Herausforderung heraußen.

Ein kurzer Tourenbericht darüber vom August 2018: Ein langgehegter Wunsch ging in Erfüllung. Vom Landesverein für Höhlenkunde in Salzburg, der die ehemalige Grenzerhütte für Forschungszwecke gepachtet hat, haben wir, Michael Krebs und ich, den Hüttenschlüssel uns besorgt. Wir wollen einmal eine Nacht dort verbringen und dann auf der Skitrasse ins Tal absteigen. Ein wenig Vorarbeit ist notwendig, denn wir werden ganz wo anders wieder auf das Tal treffen, als wir losfahren. Ein Auto ist auf dem Parkplatz am Ende des Weges zu postieren (da wird jetzt auch schon einiges an Geld verlangt, daß man ihn benutzen darf, und außerdem wurde er in der Größe halbiert - was herrscht da nur für ein "Geist"!). Mit meinem Golf fahren wir zur Talstation der Seilbahn und nutzen die Aufstiegshilfe. Oben setzen wir uns erst einmal ins Berggasthaus und genießen so das prachtvolle Wetter und die gute Verpflegung. Nebenbei erfahren wir dann vom Hüttenwirt, daß er inzwischen sehr genau darauf achtet, daß die Gäste auch eine schriftliche Quittung für ihre Rechnung bekommen. Ein unfälliger Gast entpuppte sich eines Tages als Mann vom Finanzamt, der wegen des fehlenden Abrechnungszettels nach einem Verzehr anzeigte, was am Ende darauf hinauslief, daß der Wirt 1.200 Euros Strafe zahlen mußte. Jetzt waren wir da so fern von der Zivilisation, und dann doch mittendrin in ihren großen und kleinen Problemen und Folgen! 
Wir stapften auf den Salzburger Hochthron und dort erst fällten wir die Entscheidung, wie es weitergehen sollte. Zwei Wege waren ja möglich. Einmal auf dem Steig in Richtung Eishöhle weitergehen, was erst einen Abstieg, dann einen Wiederanstieg und dann wieder einen Abstieg bedeutet hätte. Dann gab es da noch den Weg hinunter zur Skitrasse, dann hinab auf ihr, vorbei am Eiskeller, dann weiter hinab, und bei der Mittagsscharte eine Abzweigung dorthin und einen Aufstieg wieder zurück bis zur Hütte. Wir wählten den Weg über den Eiskeller - und wurden belohnt. Nach 50 Jahren war ich endlich zum ersten Male jenseits des Eissees am Eingang und konnte in dem großen Gang bergwärts wandern. Wieviele Anläufe hatte ich nicht schon genommen. Und jetzt war der Weg in den Berg endlich offen! Weit kamen wir nicht, da wir ja gar nicht auf eine richtige Höhlentour vorbereitet waren. Ein paar Photos, dann hieß es den Weg bis zur Hütte weiterzuverfolgen. Die Sonne senkte sich immer mehr, es dunkelte, und der Weg war noch weit, mühsam, ein bißchen vertrackt. Aber wir schafften es noch. 
Der Schlüssel tat sein Werk, die Tür ging auf und wir konnten in die verriegelte Hütte. Irgendwann war auch der Fensterschließmechanismus verstanden und das Nachtlicht konnte nun in die etwas muffige Aufenthaltsstube. Auch den Schlafraum entdeckten wir im ersten Stock, irgendwo fanden wir auch noch Unterlagen zum Draufliegen, alles war wieder im grünen Bereich. Ein wunderbarer Blick durch die Mittagsscharte war möglich, das Naturfernsehen funktionierte und wir sahen das Lichtschauspiel über Hohem Göll und Hagengebirge, gekrönt von sich ständig verändernden und anders beleucheten Wolkensilhouetten.
Ein lange ruhige Nacht. Ein spätes Aufstehen. Ein schmales Frühstück. Dann Aufräumen, Abschließen und weiter ging es in den Steinernen Kaser. Die Esoteriker scheinen den Ort ja fest im Griff zu haben. An den Wänden allerlei Zeichnungen, Steinmännchen auf einem Sims, vor allem aber das "Keltenrad", so der "Fachausdruck", ein Steinmann und davor frische Blumen. Außerdem steht da noch ein metallener Behälter, in dem Tropfwasser aufgefangen wird - ein wichtiger Punkt, wenn man sich in der Hütte aufhält und dringend Wasser bräuchte. Nirgends woanders in der Umgebung gibt es nämlich welches. Dann noch ein Blick hinauf in den Tagschacht, durch den ja, so die zahlreichen Esoterikberichte, genau am Tag der Sommersonnwende gegen 13 Uhr Sommerzeit ein Sonnenstrahl hereinkomme, der alles in ein "goldenes Licht" hüllen würde. Bei uns paßte weder Tag noch Zeitpunkt, wir gingen lieber weiter.
Es war schon einiges erreicht, als wir beim Kanonenrohr wieder auf der Skitrasse standen, dann ging es hinab zur Schweigmühlalm, wo es ja auch einige Höhlen geben soll, die aber ohne genaue Ortskenntnis nicht zu finden sind. Dann war ein Blick auf die Rabenlöcher im Sommerbühel möglich, zwei riesige Portale in der steilen Wand, bekannt schon seit den Anfangszeiten der Höhlenforschung am Untersberg. Dann ging es weiter auf dem Weinsteig und im unteren Wegstück auf einer Forststraße bis zum Parkplatz. Eine schöne Tour war zu Ende.   >> Vom Geiereck über den Salzburger Hochthron, die Skitrasse bis ins Tal

 

   
     

 


 

Literatur:

Lindenmayr, Franz Münchner am/im Untersberg, Gröbenzell 1997

Links:

Der Untersberg


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