Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen um Michelfeld


A243 Hammerkeller


Wer kennt schon "Michelfeld"? Den Ayers Rock vielleicht, oder Toronto oder den Schwarzwald. Aber Michelfeld? Und Höhlen gibts da? Ja werkle. Die gibt es. Und das nicht wenige. Keine großen zwar. Aber leibhaftige.
Das 2003 erschienene schöne Buch von Stephan Lang "Höhlen in Franken - ...Hersbrucker Alb und Oberpfälzer Jura" war der Auslöser für mich, die auch mal anzuschauen. Gleich die "Tour 2" führt dorthin: "Von Steinamwasser zum Felslindl".

Michelfeld ist leicht erreichbar. Auf der Autobahn Nürnberg-Berlin bei der Ausfahrt nach Pottenstein heraus, dann aber Richtung Auerbach fahrend. Es geht am Veldensteiner Forst vorbei und bei einer der nächstmöglichen Ausfahrten ab von der Hauptroute.

Der Flembach durchströmt den Ort und wer sich an dem orientiert, wird viele der dortigen Höhlen tatsächlich finden. Am ausführlichsten sind sie in dem von Fritz Huber gestalteten 2. Band der Jahreshefte des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher "Die Höhlen des Karstgebietes A Königstein" beschrieben, aber der ist längst schon eine Rarität.

Wegen der Nähe zu den menschlichen Siedlungen sind sie alle auch entsprechend genutzt und dementsprechend geformt worden. Wie formbar ist der "Mensch" und wie veränderbar ist die "Natur"? Und wie lange hält die "Schminke", der "Putz", das "Felsgestalten"?

Als erstes versuchte ich, den Hammerkeller A 243 zu finden. Der hat immerhin eine Länge von 42 m und wurde von der Michelfelder Klosterbrauerei als Bierkeller früher benutzt. Für mich ist er das beste noch erhaltene Beispiel für eine derartige Nutzung. Leicht zu finden war er nicht. Bei Stefan gibt es zwar eine Skizze, die die Situation durchaus trifft, aber im Gelände ist das doch alles nicht so gut ausmachbar. Und die beschriebene Sitzbank, wo war die bloß? Ich habe jedenfalls keine mehr gefunden. Und der Eingang ist auch schon völlig zugewachsen, so daß man erst unmittbar davor sieht, daß es da in den Berg geht. Ein bequemer horizontaler Gang nimmt einen auf. Links und rechts sind doppelreihigen Steinreihen, auf denen früher die Bierbanzen aufgestellt worden waren. Nur zwei verrostete Eisenreifen erinnern noch an die Banzen, die hier früher aufgehoben wurden. Sonst sieht man nicht mehr viel. Irgendein Tier kommt dauernd zum Scheißen herein, eine Sorte Pilze entwickelt lange Stengel mit denen sie dem wenigen Licht zustrebt, zuhauf Leopardenfellmuster an den Höhlenwänden.

 Mai 2021

Viel leichter ist da schon die Bettelküche bei der Hämmerlmühle A 191 zu finden, da sie sich unmittelbar an der Straße bei einer kleinen Ausweiche auftut. 7 m ist sie lang, zwischen 2 und 5 m breit und meistens nur gebückt zu begehen. Bei Hochwasser des Flembaches fungiere sie als aktive Ponorhöhle. 1910 sei sie noch mannshoch gewesen. Vielleicht kommt daher der Name, daß da Menschen, die nicht gerade im wirtschaftlichen Sonnenschein gestanden haben, dort ein Dach überm Kopf gefunden haben. Kommt ja vielleicht auch wieder eine solche Zeit.

Mai 2021

 

Mehr durch Zufall und Ortsunkenntnis stieß ich auf die Reste des Festenbergkellers bei Staubershammer A 242 a/e direkt am Flembach. Alles ist inzwischen zuwuchert und in einem Zustand des Verfalls. Ehemals muß hier ein großer Ausschank gewesen sein, ein Gebäude ist dort mal hingestellt worden, das immer mehr zur Ruine herkommt. Die Kellertür ist nur noch angelehnt und läßt sich leicht öffnen. Es geht durch zwei Räume bis zu einem von oben her verschütteten Ende, in dem scheinbar mal gegraben worden ist, worauf ein halbgefüllter Schubkarren schließen läßt. Gleich daneben ist noch eine abgemauerte Felsnische in der heute noch reichlich Müll liegt, u.a. die Puppe eines Kindes.


Von der Bundesstraße aus ist, wenn man weiß, wo man schauen muß und das Gestrüpp noch nicht zu dicht geworden ist, der Eingang in die "Höhle an der Waldspitze" zu sehen. Viel ist dort nicht zu sehen..... wie in so vielen anderen Höhlen.

Richtig romantisch wird es beim Guckerloch A44, das entlang des Flembachs zu Fuß leicht erreicht werden kann. Unmittelbar am Bach ist alles ziemlich verwildert und zugewuchert. Kleine Felsgrotten tun sich da auf, führen aber nicht tiefer in den Fels. Man muß schon eine Etage höher klimmen, dann kommt man auf ausgetrampeltem Pfad in diese lichte Höhlenhalle. Im 18. Jahrhundert sollen sich napoleonische Truppen dort aufgehalten haben, aber ob die es waren, die die großen Felsnischen in die Wände gehaut haben? Seltsam sind diese Vertiefungen, über deren wahre Entstehungsursachen uns nicht mehr bekannt ist.


Am Flembach beim Guckerloch, Mai 2021

Die jungen Leute, die sich dort aufhielten, interessierten sich überhaupt nicht für die kleinen Höhlen dort. 

Ihr Interesse galt den Felsen, an denen sie sich auf und ab mühten und die sie in ihrem Bann hielten. Einer sagte: "Nächstes Wochenende zum Comer See...."

Türpfosten, in den Fels gehauen

 


Das Felslindl A 54 bei Saaß liegt im Talgrund des Speckbachs, einem Zubringer des Flembachs. Es ist eine der populärsten "Feierhöhlen" der Fränkischen Alb. Auch ich kann mich noch gut daran erinnern, daß wir bei Vollmond ein herrliches und unvergessenes Höhlenfest dort mit der FHKF in den 70er Jahren noch gefeiert haben. Auf 110 m Gesamtganglänge bringt es es immerhin, wobei da auch einige Schlufstrecken dabei sind. Normalerweise besucht man nur die große Eingangshalle mit dem seitlichen Deckeneingang, allenfalls noch den gebückt begehbaren dahinter anschließenden Felsgang. Als ich da mal wieder gewesen war, am 29. Juni 2003, da war das gar kein großes Vergnügen, denn dort fanden sich die gar nicht so stolzen Reste einer Fete, die wohl ein paar großdeutsche Jünglinge in der Höhle veranstaltet hatten. GERMANIA stand da noch in großen Lettern an der Höhlenwand und ein SS-Runenzeichen. Hinter lag ein Haufen Bierbüchsen kreuz und quer.


In einer Beilage der Süddeutschen Zeitung im Dezember 2008 heißt es: "Vergessen wir nicht: Ohne Wärme, im phyischen Sinn, gäbe es keine Kultur. Als unsere Vorvorfahren das Dichten erfanden, da saß sie in ihren Höhlen ums Feuer herum. Einer, der erste Poet, erfand schön rhythmisch gebaute Erzählformen, geformt aus ersten Versen. Da ging in der Wärme des flackernden Feuers eine neue Kultur los. Ohne die heimische Höhlenwärme können wir sie uns nicht vorstellen. Die Wärme und das Licht des flackernden Feuers gehörten zu ihren Bedingungen. Kultur, lernen wir bei Cicero, ist Pflege der Seele. Wie könnte man einen Kultur pflegen, wenn es bitter kalt um eine herum wäre? Das Leben funktionierte nicht richtig - und die Kultur schon gar nicht. Man wäre die ganze Zeit auf strapaziöser Jagd nach Holz, nach Feuer, nach Wärme. Auch die ersten Maler hätten, vor Kälte bibbernd, kaum ihre Höhlen mit kräftigen Bildern schmücken können. Wir bewundern und loben die Ergebnisse uralter Kulturen. Wir reden kaum von ihren Bedingungen - von Wärme, vom Licht, von Zeit, die frei war von lästiger Lebensarbeit." Das Felslindl ist ein Ort, wo es sich gut über solche Zeilen nachsinnen läßt.

Im Mai 2020 war ich einmal wieder bei der Höhle. Wie man hinkommt, das hatte ich vollkommen vergessen. Ich hatte zwar ein Landkarte dabei und auch MAPS.ME, aber letztlich blieb es doch eine harte Interpretationsaufgabe, nach einigen Irrfahrten den richtigen Ort zu finden, wo ich das Auto stehenlassen konnte und die letzten Meter bis zum Höhleneingang durch hohes Gras zu laufen. Wie schön, daß es solche Orte noch gibt! 
Bald leben 8 Milliarden Menschen auf unserem klein gewordenen Planeten, so daß es kein Wunder ist, daß immer mehr Mitmenschen auch dort sind, wo wir hinwollen. Und wenn sie gerade nicht auch da sind, dann sehen und finden wir deren Spuren. 

In diesem Falle waren es nicht zu übersehende großen "Wandmalereien", von so manchem als "Schmierereien" bezeichnet. In Gesellschaften war man nie einer Meinung, wenn einer der Ansicht ist, das stimme nicht, dann schaue er dorthin, wo das angeblich der Fall ist bzw. gewesen sei. Da wurde die anderen Stimmen einfach "mundtot" gemacht, hin bis zur Auslöschung auch des "Mundes". Ob das "Kunst" ist, darüber haben sich schon immer die sog. "Gelehrten" gestritten. Als Caspar David Friedrich seine Gemälde erstmals vorstellte, wurde auch er als eine Art "Schmierfink" bezeichnet, weil er die teure Leinwand für so etwas Überflüssiges wie die Darstellung eine "Landschaft" hergenommen hat und nicht für die Porträtierung von noblen Personen oder für "Heiligenszenen". 
Da haben Menschen die Wand einer Höhle für die Darstellung ihrer Gedankeninhalte genutzt, was ja schon seit nachweisbar inzwischen 60.000 Jahren der Fall ist. Wie lange sich andere Menschen das gefallen lassen, ist eine andere Sache. Vieles wurde und wird gleich wieder recycelt, anderes für viel Geld in Schweizer Zolllagern am Genfer See gehortet. 

contemporary cave art
Mai 2021

Zu den Höhlen in der Umgebung von Michelfeld gehört natürlich auch Steinamwasser im Flembachtal, aber um diese Höhle geht es auf einer anderen Webseite....


Literatur:

Huber, Fritz Jahreshefte für Karst- und Höhlenkunde, 8. Jahresheft - 1967, Die Höhlen des Karstgebietes A Königstein, 2. Band, München 1967
Lang, Stefan HÖHLEN IN FRANKEN - Ein Wanderführer in die Unterwelt der Hersbrucker Schweiz und des Oberpfälzer Jura, Verlag Hans Carl , Nürnberg 2002

Links:

http://www.weber-rudolf.de/auerbach.htm

http://www.weber-rudolf.de/kloster_michelfeld.htm


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]-