Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Ban Na, ein Dorf im Flußgebiet des Nam Don, Khammouane, Laos
Das Höhlensystem Tham Khoun Don - Tham Houay Say, Khammouane, Laos
Ban Na ist eines der vielen Dörfer auf dieser Erde, wo dahinter "die Welt aufhört", "bout du monde". Selbst auf der ach-so-schlauen App MAPS.ME wird man es vergeblich suchen. Hinter Ban Phondou ist nichts mehr eingetragen. Man gelangt von Thakek aus auf der Nationalstraße 12 in Richtung Mahaxay bis zur Abzweigung der Staubstraße, die nach Ban Nakhangxang und damit auch zur "Buddha Cave" führt. Eine unglaubliche Traumlandschaft tut sich hier auf. Mächtige Berge ragen unmittelbar aus dem flachen Grund auf. Es können schon mal 600 Höhenmeter sein. Den Nam Don durchquert man zweimal, meist in einer Furt, wenn es der Wasserstand erlaubt.
Nach Ban Phondou muß man nach links abbiegen. Im Februar 2017, als wir dorthin fuhren, lagen links und rechts der Straße ausgetrocknete Reisfelder in einem hellen Gelb. Um die Felder ziehen sich urtümliche Holzzäune. Mittendrin sitzen auf Holzstelzen kleine verfallende Hüttchen. Ab und zu ist auch ein Holzkahn mit flachem Boden zu sehen. So sieht es nur in der Trockenzeit aus. Nach starken Regenfällen breitet sich hier ein riesiger See überall hin aus. Geht das Wasser zurück, bewässert es die Felder und ein sattes Grün dominiert den Landschaftseindruck.
Die ersten Holzhäuser von Ban Na tauchen auf. In traditioneller Bauweise stehen sie alle auf Stelzen und die Wohnflächen liegen fast 3 Meter über dem Boden. Auf dem Boden ist der Lebensraum der Haustiere, die überall frei herumlaufen, Wasserbüffel, schwarze Schweine, Hühner, Gockel, manchmal auch Ziegen.
Wenn man nach rechts abbiegt, dann kommt man zum Buddha-Tempel mit einem geräumigen Areal außen herum, das bei großen Festen von vielen Gästen benutzt wird. Kurz vorher liegt der einzige Laden des Dorfes, wo man zuverlässig kriegt, was gerade gebraucht wird.
Wie viele Menschen leben hier? Wir haben 200 geschätzt, aber wissen tun wir es nicht. Viele viele Kinder sind darunter, die entweder in die Dorfschule gehen, die zwischen Ban Phondou und Ban Na auf freiem Gelände liegt, oder später mit dem Schulbus, zusammen mit all den anderen aus den Nachbarsiedlungen, nach Thakek fahren und dort eine Ausbildung bekommen - alle immer sauber gekleidet in schuluniformähnlichem Outfit.
Warum steht hier etwas über Ban Na? Es war unser Zuhause auf der ca. dreiwöchigen, als "International Caving Expedition Laos 2017 - Pha Soung Project" großspurig ausgeschriebenen Veranstaltung. Die meisten Teilnehmer übernachteten im Buddha-Tempel, der "king of the village", Liviu Valenans und seine Frau schliefen im Gästeraum des Anwesens des Dorfvorstehers. Frühstück und Abendessen gab es dort auch.
Drei Hauptereignisse können ein Dorf extrem verändern: 1) der Anschluß ans Wege- und Straßensystem, 2) die Elektrifizierung, 3) eine zentrale Wasserversorgung. Punkt 1 und 2 hatte Ban Na schon hinter sich. Die Wasserversorgung bekamen sie im Februar 2017 von einem Mitglied der Höhlenexpedition, Peter Lenahan, mehr oder weniger geschenkt. Darüber an anderer Stelle mehr. Das Dorf hatte einen großen Sprung in seiner Entwicklung gemacht.
Aus höhlenkundlicher Sicht ist der Ort sehr geeignet, um von dort in die großen Höhlen der Umgebung zu gelangen. Momentan sich dort noch Neuentdeckungen möglich, was aber dank des Fleißes der Forscher langsam auch an Grenzen stößt, zumindest mit heutigen Mitteln.
In einer Entfernung von 30 bis 60 Minuten Fußmarsch liegt die "Haushöhle" des Dorfs, das Pha Soung-System. Es gibt heute mehr als 30 bekannte Eingänge, die in ein sehr großes unterirdisch miteinander durch große und kleine Gänge führendes System führen. Wer dem Nam Don weiter folgt, der stößt irgendwann an seinen Ursprung. Ein Fluß tritt spektakulär unterhalb einer hohen Felswand einfach so zu Tage. Eines der größten Höhlensysteme von Laos verbirgt sich dahinter. Es gibt noch mehr, momentan nur auf kurze Strecken bekannte Höhlen in der Umgebung. Was künftige Forscher dort noch finden werden, keiner weiß es. Die Schwierigkeiten steigen, eine Höhlenexpedition dort zu beantragen, da kann schon einmal 2000 Euros für die Gruppe kosten. Das schreckt ab, bringt Initiativen zum Erliegen.
Sonnenaufgang | ||
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> Die überpinselte Spendertafel im Buddhatempel | ||
Die Bohrung nach Wasser im Bereich des Buddhatempels |
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Wasserhöhle bei Ban Na | ||
Literatur:
Düker, Jan, Monreal, Annette | Laos, Ostfildern, 4. Auflage 2010 |
Lindenmayr, Franz | Höhlenexpedition im Februar 2017 in der Provinz Khammouiane/Laos, Begleitheft zur Jahrestagung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher vom 15. bis 18. Juni 2017 in Laichingen, Laichingen 2017, S. 9 |
Mouret, Claude, Vacquie, Jean-Francois | The Discovery of Caves in Khammouane, Laos (1991-20139, 2013 ICS Proceedings, Volume 1 |
Mouret, Claude | Le karst du Khammouane au Laos central, Spelunca n° 84, S. 7ff. |
Mouret, Claude, Vacquie, Jean-Francois | Laos . Laos central 2011-1 vigt-et-unième expedition au Khammouane, Spelunca 122-2011, S. 6ff. |
Links:
http://www.tourismlaos.org/files/files/Caves in Khammouane.pdf
http://www.khammouanetourism.com/
http://www.neodacii.com/content/preliminary-report-international-caving-expedition-laos-2016
http://reisennachasien.com/tham-xe-bangfai-die-groste-flusshohle-der-welt-in-laos/
http://www.rhinoresourcecenter.com/pdf_files/142/1427714181.pdf
http://www.ese.edu.gr/media/lipes_dimosiefsis/14isc_proceedings/o/143.pdf
Kong Lor Cavehttp://www.hotsia.com/Laos/Khammouane/index.shtml
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