Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

HÖPHO 2000


Vom 31. März bis 2. April 2000 fand nun schon zum 21. Male das deutsche Treffen der Höhlenfotographen statt. Alle 2 Jahre wechseln wir an einen anderen Ort, und so kam es, daß wir vom Pfälzer Wald in das Voralpenland umsiedelten. Günther Forstmeier war diesmal der Hauptorganisator und warf diese Veranstaltung, zusammen mit unseren Gastgebern, Gitte und Alois Spötzl, in ganz prima Weise. Der Ort ist jetzt, dank der vielen Arbeit, die in den Ausbau des alten Stadels gesteckt worden ist, erstklassig geeignet.

"Why does it always rain on me" kam es aus dem Autolautsprecher, als ich spätnachmittags auf der neuen Autobahnumgehung um München im milden Abendlicht Richtung Wasserburg gondelte. In der Ferne war die verschneite Voralpenkette zu sehen, erstes Grün sproß aus dem Boden. Was wir wohl dieses Mal an schönen Bildern aus der Unterwelt zu sehen bekommen würden? Die Örtlichkeit war leicht zu finden, stand doch liebevoll gemalt an der Straße ein großes, buntes Schild "HÖPHO "2000" und auf den letzten Metern vor dem Haus eine Gestalt, die einen Arm ausstreckte und Richtung Gehöft deutete. Erst auf den zweiten Blick war zu erkennen, daß da kein echter Mensch in Schlaz, Helm und Geleucht stand, sondern daß es sich um eine ausgestopfte Puppe handelte.

Hinter dem Haus waren schon richtig viele Autos auf der Wiese geparkt, mit Nummernschildern von Wien bis Konstanz. Im "Kongreßzentrum" saßen die Matadore schon bereit zum Abendessen um den riesigen Eßtisch. Überall wuselte es auch vor kleinen Kindern, zeitweise zählte ich deren 9, sicherlich waren es abschnittsweise auch noch mehr, so daß es öfters schon sehr zu ging. Gitti hatte eine hervorragende Gulaschsuppe vorbereitet, die schnell zu Ende war. Verdurstet ist sicherlich auch keiner, alles war, besonders die örtlichen Bierspezialiäten, gleich trägerweise vorhanden.

Im Aufenthaltsraum beim Abendessen

Gegen 8 Uhr begann der bunte Bilderreigen, eingeleitet von einem einzigen Eröffnungssatz von Günther, in dem großen Vortragssaal unterm Stadeldach, der dem Passagierraum einer Boing 747 ähnelte. Drei Reihen Sitze aus Bussen waren aufgestellt, die höchsten Sitzkomfort gewährleisteten.

Alois Spötzl und Günther Forstmeier

Die 25 Leute, die am ersten Abend da waren, bekamen zuerst den schon Tradition gewordenen Rückblick aufs letzte Treffen im Pfälzer Wald zu sehen. Das waren schon einmal 150 Dias.
Dann machte Lothar Forstmeier weiter mit Fotos aus Eishöhlen, hauptsächlich dem Tennengebirge. Günther brachte mehrere "Schienen" von Eiskogelfotos, Slowenien folgte, Michael aus Wien, erstmals hier, präsentierte Bilder aus der Langstein-Eishöhle, aus Niederösterreich und dem Kärntner-slowenischen Grenzgebiet, eine echte Blutauffrischung. Ich hatte einen Griff in die Bodenzone meiner Diakisten getan und die frühesten Aufnahmen aus dem
Laubenstein hervorgeholt, was ja zur Umgebung paßte. Schließlich sahen wir noch aufregende Bilder von der "Speläologie ohne Lampe", dem Canyoning. Auch da läßt sich Spektakuläres aufnehmen und schon sehr sportlich geht's da her. Wilfried, Tom, Klaus, Manfred, alle hatten kästenweise sehr Vorzeigbares dabei, so daß der Abend im Fluge vorbei war. Gegen 12 Uhr betätigten wir den Lichtschalter und zogen uns wieder zurück, hinunter in die gute warme Stube. Da gings noch 2 Stunden weiter, als auch der letzte "Fettlöser" die Flaschen verlassen hatte.

Am Morgen stammten so ziemlich die ersten Geräusche vom Hausherrn, der bereits fleißig in die Bäckerei gefahren war, um einen Berg frischer Semmeln herbeizuschaffen. Kaffeedüfte schwängerten die Luft, warmer Kuchen auf dem Backblech wurde gereicht, überall gabs Wurst und Käse in Fülle. Frugal möchte ich unser Mahl nennen, obwohl dieses Wort laut Duden in diesem Sinne eigentlich falsch verwendet wird. Kurz vor der Abfahrt zu unserer Exkursion zeigte ich noch eine Serie zum Thema "Lochsteine und Durchkriechbräuche", ein Thema, das gut zu dem paßte, was wir vorhatten: dem Besuch der Wolfgangskirche bei Altenmarkt.
Dort ist nämlich vor dem Altar der einzige richtige Durchkriechstein Mitteleuropas. Die Mesnerin sperrte uns die Kirche auf, befreite das Gebilde aus rotem Marmor von einem hölzernen Altaraufsatz und erklärte uns, wie man "richtig" dieses Gebilde bekriecht, was ja auch heute noch bei Hochzeiten passiert. Die beiden Füße muß man in die Felslöcher hineinstecken und sich dann so verbiegen, daß man durch den Schlupf in der Marmorplatte kommt. Nur wenige Kleinwüchsige hatten da eine Chance, eventuell half das Ausziehen der Schuhe, jedenfalls war es ein Mordsspaß und ein echtes Highlight.

Es ging recht gemütlich zu, wir konnten uns viel Zeit lassen und in der POST zu Mittag essen, denn weiter ging es erst um 1 Uhr in Stein an der Traun mit einer Führung durch die Höhlenburg. Der Führer ließ sich viel Zeit, erklärte alles ausführlichst, band auch uns den Bären von den 12 km langen unterirdischen Gängen bis irgendwohin auf, wir nahmen das alles freundlich auf und machten Buidl um Buidl. Sogar rudimentäre Tropfsteinchen gab an einer Stelle, wo es von der Decke tropfte.

Rückfahrt. Gitte und die Küchenmann/frauschaft legte in der Küche los und bereitete für alle Schweinebraten mit Knödel und Kartoffelsalat vor. Für den Großteil der Anwesenden begann schon einmal eine große Diasession. Eishöhlen vor allem, aber auch Kalenderfotos von Stefan Lang zum Beispiel von Landschaften auf Sardinien. Der Schweinebraten war so groß, daß er noch länger köcheln mußte und wir auf diese Weise noch etwas noch mehr Zeit hatten, visuelle Nahrung in Form von Höhlendias uns zuzuführen. Aber dann war es so weit. Eine Warteschlange bildete sich vor dem Freßbüffett und jeder holte sich die bayerischen Kulinarien auf seinen Teller, vielleicht so eine prima Bierspezialität dazu, einfach guad!

Tom Fürtig beim Essenfassen

Inzwischen waren die Räume voll, über 60 Leute waren da jetzt, aus München war noch Verstärkung gekommen, aber atmeten viele "Chiemgauer Höhlenbären" jetzt mit.

 
   
2 Teilnehmer: Karl Blimetsrieder Wilfried Lorenz

Mit vollem Bauch saßen wir dann ab 20 Uhr wieder in der "Flugkabine" und ließen eine Highlightshow von Höhlendias vom Stapel. Eishöhlenfotos vom Feinsten, nicht zu letzt von der gemeinsamen Höhlenfototour vom Vorjahr in die Eiskogelhöhle. Besonders hervorstach auch die 3-D-Show von Uli Einziger und Freunden, die die Guckkastenperspektive in die Höhlenwelt wieder einmal lebendig werden ließ. Gegen Mitternacht war wieder Schluß, es ging unten weiter. Waren wir von den vielen HÖPHOs von früher nun gewohnt, daß Banjo und Gitarre uns unterhielten, war es jetzt ein "Höhlenbär", der durch seine Witze unser Zwerchfell fast zum Platzen brachte. Tom Fürtig hat auch jede Menge Witze gebunkert, so daß es ein sehr humorvoller Abend wurde. Gegen 2 Uhr früh wurde die Sauna noch angeworfen und 4 Unerschütterliche machten noch einen nächtlichen Saunagang. Auf etwas Olfaktorisches ist noch hinzuweisen. Plötzlich standen da zwei Schüsseln mit frischem Bärlauch auf dem Tisch, und es bildeten sich schnell zwei Fraktionen - die einen verschlangen das frische Grün Blatt um Blatt und die anderen beschwerten sich fleißig darüber, daß ihnen ab da nicht nur Wohlgerüche in die Nasenhöhlen drangen. Das ging solange, bis der Bärlauch weg war.

Der Bärlauch

Gegen 4 Uhr früh zog es mir den Boden unter den Füßen weg. Günther hat, glaube ich, durchgemacht, und ist gar nicht ins Bett gegangen.

Der Sonntagmorgen begann mit herrlichstem Sonnenschein, einem prächtigen Frühstück, dem Gruppenfoto und am Ende noch einer zweistündigen Diaschau natürlich. Wir hatten so viele Bilder mitgebracht, daß sich das Programm leicht füllen ließ. Ich zeigt einige 6x6 vom Höhlen am Gargano, zu "Karst und Küche", Wilfried präsentierte 25 Jahre alte Fotos von einen Höllochtour, wobei das Interessanteste die großen Veränderungen an uns selbst und den Autos waren, kein Wunder, das war ja ein halbes Leben her. Eine Abschlußdiskussion fand noch statt, 2 neue Themen wurden fürs nächste Jahr gefunden und eine neue gemeinsame Höhlenfototour für den Juli vereinbart, damit wir auch nächstes Jahr außergewöhnliches ***Bildmaterial zu zeigen haben.

Jetzt kennen wir die Örtlichkeiten schon bestens, wir dürfen auch wiederkommen. Wir können uns eigentlich nur freuen aufs nächste Mal. Schön, daß es so eine Einrichtung gibt - unser HÖPHO!

Das Gruppenfoto zum Schluß

Literatur:
- Lang, Stefan, Das HöPho 2000 Zum Buildl'n schaun bei den Chiemgauer Höhlenbären, GUT SCHLUF 49-2000
- Lindenmayr, Franz, Mensch und Höhle: HÖPHO 2000, Chiemgauer Bärenpost Nr. 7 - Mai 2000

Links:

https://www.lochstein.de/ver/hp/hoepho.htm


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