Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
34. HÖPHO
1.-4. Mai 2014 im Sophie-Klein-Heim Hohenstadt-Pommelsbrunn
"Solche ...Bilder liegen quasi magaziniert in Kästen herum, während draussen die Geschichte abläuft, die Frühlinge über die Landstriche ziehn, die Sommer, ganz zu schweigen von den Wintern, die Rauhreif anzubringen belieben am Drahtgeflecht der Hühnerhöfe." Gerhard Meier, Borodino, Bern 1982, S. 84
"Irgendwann machen wir einmal ein HÖPHO bloß noch über die HÖPHOs",
diese Bemerkung schlüpfte aus meinem Mund während unseres 34. HÖPHOs, diesmal im Sophie-Klein-Heim in Hohenstadt/Pommelsbrunn / Hersbrucker Alb. Und ein "grain of truth" enthält diese Formulierung. Es hat sich inzwischen so viel Material schon angesammelt, daß wir leicht zwei Tage und zwei Nächte mit dem Anschauen allein dieser Bildfesthaltungen auf einem materialen Medium verbringen könnten - und größten Spaß damit haben würden. Ein paar von uns sind mit den HÖPHOs groß und langsam auch alt geworden. Aber es scheint eine Art "HÖPHO-Formel" zu geben, die einfach erfolgreich sein muß, weil es uns halt immer noch gibt. Und von Streit, Neid, Haß, Aufspaltung, Auflösung in der allgemeinen Langeweile oder sonst etwas, kann ich nicht entdecken. Es gibt zum Glück einen echten harten Kern, der seit vielen Jahren den HÖPHOs die Treue hält und sie weiterführt. Hoffentlich noch lange.
Mit Wolfgang Stich hatten wir einen neuen Organisator gewonnen, der sich wirklich sehr engagiert hat. Einen geeigneten Ort zu finden, das erwies als ziemlich verflixt. Da war mal ein geeigneter Ort, der scheinbar alle vorausgesetzten Kriterien zu erfüllen schien, auch die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer, und dann bekamen wir eine Absage. Die HÖPHOs seien keine Jugendveranstaltung, zwei Jugendliche unter uns waren nicht genug, Junggebliebene gibt es etliche, aber die werden vielleicht wo anders erheitert, in Alterspflegeheimen! Auch die Jugendherberge in Hartenstein wurde auf ihre Tauglichkeit "abgeklopft", aber da wir alle dann für mindestens ein Jahr Mitglied im Jugendherbergswerk hätten werden sollen, neben anderen Einschränkungen, "flog" auch diese Option aus dem Möglichkeitenkasten. Am Ende fand Wolfgang mit dem Sophie-Klein-Heim eine sehr gut geeignete Stätte, sofern der Kreis relativ klein blieb.
Für die ersten drei Tage war das der Fall. Am Rand von Hohenstadt ging es von der Hauptstraße nach links den Berg hoch, dann noch einmal links und dann nur noch 200 Meter weiter bis zum Sophie-Klein-Heim, das üblicherweise als Schullandheim genutzt wird. Zwei Gebäude stehen auf dem großen Gelände, das Haupthaus und ein kleineres, in dem man übernachten kann. Als Tagungsraum diente der Eßsaal, der nach Entfernung einer beweglichen Wand die doppelte Größe erreichte.
Durch die Terminierung in diesem Jahr, nämlich das Wochenende nach dem 1. Mai, der auf einen Donnerstag fiel, bot es sich an, einen Versuch zu starten: Warum nicht alle Regeln mißachten und einfach noch zwei Tage dranhängen. Wolfgang war bereit zu dem Experiment, das eine gesunde kognitive Basis hat, aber halt auch erst auf fruchtbaren Boden fallen mußte.
Ist das gelungen? Das ist immer eine Frage der Kriterien, die
man zugrunde legt. Wenn man die "Zahlen" nimmt, dann spiegeln die nur ein
kleines Interesse wieder. Wir waren weniger als 10 Menschlein, die sich
nach 10 Uhr am Donnerstag beim Treffpunkt trafen. Nachdem klar war, daß wir nur
wenige waren, sortierten wir alle zusammen zu einer Fahrgemeinschaft und
strebten Richtung Königstein. In Loch war niemand, so fuhren wir weiter zum
Sackdillinger Windloch. Die Grundidee, gemeinsam in eine Höhle zu gehen, zu
photographieren und uns hinterher die Buildn anschauen, um vielleicht, wenn es
gut geht, daraus etwas zu lernen, um noch bessere Bilder in diese verdammten
technischen Gehäusen zu bekommen, die wir da für relativ wenig Geld heute erwerben
können, die ein ungeheures Eigenleben haben, das ich z.B. kaum durchschaue, die
finde ich sehr gut. Alleine, in der Praxis, da zeigt sich, daß keiner von uns
aus seinem "Gehäuse", seinem Körper, seinem "Bewußtsein",
heraus kann. Wir tun wohl meistens weiterhin das, was wir
immer schon gemacht haben. Lernen tut oft sehr weh und unterbleibt oft lieber.
In der Höhle wurde nach Motiven gesucht, etliches gefunden, variiert
photographiert, meist nebeneinander. Jeder machte seine Bilder, da kamen wir
einander auch in die Quere, weil ein Blitz auf einmal seine Energie abgab,
obwohl man gar nichts unternommen hatte, manchmal gar ins Auge, so daß der arme
Mensch hinterher für kurze Zeit nicht mehr viel sah, Chaos war das nicht, alles
im rationalen Rahmen gut erklärbar, aber nicht wirklich erbauend. Ein paar
Bilder haben wir dann doch probiert, und es waren ja glücklicherweise genug
bereitwillige Helfer da. Ich habe ausprobiert, was bei bestimmten Örtlichkeiten
für mich in diesem Augenblick möglich war. Besonders die erste Abstiegsstelle
habe ich einmal ausprobiert. Ich mag die Menschen, die mir da helfen, nicht
stark belasten. 2, 3 Bilder, dann ist es genug. Wenn es da nicht geht, dann
vielleicht ein andermal. Worum geht es denn? Für mich gilt die Spaßgrenze. Auf
der Welt draußen gelten andere Regeln.
Mittags ging es nach Königstein in eine Wirtschaft, die mindestens **-Karst-und-Küche-Punkte verdient. Fleischfreies Essen gab es wenig, so kam ich zu einem köstlichen gratinierten Ziegenkäsegericht. Danach probierten wir es noch einmal in Loch und durften hinein. Eine feine kleine Höhlenbefahrung mit einer gelungenen Fotosession war damit möglich.
Dann ging es zurück Richtung Hauptdomizil, unterbrochen allerdings mit einem Abendessen in einer Wirtschaft in Pommelsbrunn mit Fleisch und Kartoffeln und Bier.
Ankommen im Sophie-Klein-Heim. Herrichten für das HÖPHO. Der Raum mußte völlig umgestaltet werden. Öffnen der Sperrwand. Aufrichten der Leinwand. Wo sind die Stromanschlüsse? Irgendwann paßte alles. Die Augen wollten Futter.
Die Grundidee war, das, was wir vor wenigen Stunden in diese Minigehäuse gezwängt hatten, jetzt hier wieder anzuschauen. Neue Meisterwerke? Die man sich noch in 1.000 Jahren auf den Bildschirm gerne laden wird? Meine Erkenntnis war, daß noch immer die "Automatik" der Kamera große Schwierigkeiten hat, die Entfernung einzustellen, schließlich sind ja auch schon ins digitale Zeitalter eingetreten. Was wir früher mit einer kleinen Handbewegung hinbekommen haben, als wir noch mit den alten Kameras gearbeitet hatten, das endet da leider oft im Ungewissen bzw. der Unschärfe. Wie sagen "ich" es dem Objektiv? Vielleicht lerne ich es ja einmal.
Wirklich traditionellerweise, habe ich dann meine Bilder vom 2013er-Treffen von
HÖPHO im ALBERGO auf der Schwäbischen Alb gezeigt. Und später hat dann z.B.
Reinhard seine Bilder vom 2012er-Treffen hervorgeholt.
Am Freitag ging es auf eine weitere Photoexkursion. Die meisten
fuhren Richtung Kürmreuth, ich trieb mich bei
Betzenstein und im
Ankatal herum.
Abends versammelten wir uns dann wieder im Schauraum und waren diesmal schon ein
paar mehr. Timo Hess baute seine Projektionsanlage auf, so daß alles schon
semiprofessionell wurde. Bevor der große Ansturm einsetzte kramte ich aus den "magazinierten"
Bildbeständen neue Photos von der Eiskapelle und ein paar Jahre alte aus
der
Chom Ong-Höhle in Laos heraus.
Nachdem Timo Hess den Anschaltknopf betätigt hatte, bekamen wir neueste Bilder aus Slowenien zu sehen. Dort hat ja vor kurzem eine extreme Wetterlage zu außergewöhnlich hohen Wasserständen sowohl an der Oberfläche in Form von überfluteten Poljen und unter der Erde z.B. zur Flutung riesiger Höhlenhallen geführt, die für einige Zeit damit unzugänglich geworden sind. Für die Photographen waren das einzigartige Gelegenheiten, mit raffinierter Beleuchtungstechnik Bootsaufnahmen in Räumen machen zu können, wo man sich ansonsten in einem Schacht an Seilen bewegt. Verblüffend. Es ging weiter mit einer Art "best of von Timo und Alex", wobei es rund um den Erdball ging: "Sardinia", "Mallorca", "Australia" - die reinste Schaufreude kam da auf, die von den ausnahmslos perfekt ausgeleuchteten Photos hervorgerufen wurde. Ist das noch steigerungsfähig? Perfektion kann auch zu Erschöpfung führen, auch einmal zu, in the long run, zu Langeweile?
Wohl mancher wird abgehalten, seine Buildn herauszukramen, weil er sich solcher Konkurrenz nicht mehr gewachsen fühlt. Das ist einerseits nicht schade, weil vieles nur von Kamerabesitzern gemachte Schnellschüsse sind, ohne viel geistigen Hintergrund und spürbar engagierte Begeisterung. Aber die breite Vielfalt fällt halt ziemlich weg, alles konzentriert sich auf wenige Gegenden und Höhlen - und die sieht man dann Jahr für Jahr immer wieder. Dabei ist die Welt, auch der Höhlen, so unendlich groß.
Dann kam ein unschlagbares Highlight: Thomas Matthalm zeigte Filmszenen aus dem erst jüngst gedrehten Film für das ZDF über das Riesending im Untersberg. Diese inzwischen längste und tiefste Höhle Deutschlands ist ja ein richtiger Knaller für wenige Ausnahmehöfos. Da beginnt ja schon mit dem "300-Direkt-Eingangsschacht" (sehr vereinfacht) und setzt sich mit endlosen und schier grundlosen Canyonpassagen fort. Der gewaltige "Horizontalteil" besteht aus einem dauernden Auf und Ab von Gängen und Tunnels, wo es öfters "links 50 m runter geht und rechts auch" (die genaue Angabe der Tiefe ist eigentlich belanglos) und der Forscher sitzt elber auf einem felsigen schmalen Reitgrat, jeden Moment gewärtig, daß es ihn entweder dahin oder dorthin hinunterhauen könnte. In diese dramatische Umgebung hat Thomas eine supermoderne Kamera getragen und einen den Betrachter atemlos machenden Film aufgenommen. Wie haben die die hervorragende Beleuchtung eigentlich hinbekommen? Besser geht es nicht und braucht es auch nicht mehr zu werden.
Bildlich gesagt, klebten wir Zuschauer unter der Decke des
Raumes und höher ging es einfach nicht mehr. Da tat Veränderung not und wir
wechselten das Projektionsgerät. Der Beamer wurde beiseite geräumt, und der gute
alte Kleinbildprojektor kam wieder zum Einsatz. "Meine ersten Höhlenfotos" war
schon wieder einmal ein Thema für ein HÖPHO-Treffen und dem widmete ich mich mit
meinen frühesten
Höhlenbildern, die bis 1965 zurückgehen. Damals besuchten wir die Klausenhöhlen
bei Neuessing und dort, im Klausengang, wurde ich von Georg Kellerer
abgelichtet, ein grau-weißes Turnsackerl als Frühform des Schleifsackes in der
Hand. Und in der anderen eine chromglänzende Stablampe, die Frühestform der
SCURION. Auf vielen meiner Bilder sind noch Höhlenfreunde und -kameraden zu
sehen, die leider schon seit vielen Jahren tot sind - ein Beleg für die wichtige
historische Dimension der Höhlenphotographie.
Stephan Sörgel nahm diesen Faden auf und führte uns mit seinen Dias in die
Kleine Teufelshöhle und deren, nur von wenigen gesehenen, aus Kalk geformten
Schönheiten, von denen viele schon wieder zerstört sind, nachdem ein von einem
Fachgeologen angeregter, ziemlich abenteuerlicher Erweiterungsversuch für die
Teufelshöhle wohl fehlgeschlagen ist. Wolfgang Mulde hatte auch Kleinbilddias
dabei und mit ihm schauten wir in einige Höhlen Frankens, z.B. in die
Doktorshöhle mit dem inzwischen ja auch schon verschwundenen Prachttropfstein.
Es war schon wieder Mitternacht, viele waren schon wieder heimgefahren, ein bedeutsamer Rest blieb, ratschte weiter, kroch auch irgendwann in Schlafsack oder unter die weiche Bettdecke.
Großes gemeinsames Frühstück am nächsten Morgen. Wolfgang hatte sich zum nächsten Bäcker aufgemacht und tütenweise frische Semmeln herangeschafft. Kaffee fehlte noch, so gab es halt hauptsächlich Aufbrühtee. Im Tourenangebot standen zahlreiche Höhlen, aber am Ende konzentrierte sich doch fast alles auf eine Fototour ins Alfelder Windloch. Andere fuhren heim, um an ihrem Motorrad herumzuschrauben, suchten einen Orchideenwanderweg auf, um vielleicht ein lohnendes Fotomotiv festzuhalten, einer machte sich sehr nützlich für die Allgemeinheit und kaufte für das abendliche gemeinsame Mahl die nötigen Lebensmittel ein.
Hier bricht mein Bericht ab, weil ich nach der Alfeldtour heimgefahren bin. Am nächsten Tag sollte es für mich schon weiter gehen an den Gardasee zu einem philosophischen Kurs über die "Kunst des Müßiggangs". Da heißt es Prioritäten zu setzen, um Stress zu vermeiden. Stefan Lang hatte sich bereit erklärt, etwas über den weiteren Verlauf des HÖPHOs zu schreiben. Ich bin/war gespannt darauf. (Ich habe nie etwas von ihm bekommen.....)
Auf jeden Fall müssen wir Wolfgang Stich danken, der sich sehr eingesetzt hat, damit das HÖPHO 2014 stattfinden konnte. Das war für ihn nicht frustfrei, aber gerade an den Schwierigkeiten wächst man ja auch persönlich. Wo genau das nächste Treffen sein wird, das ist noch offen, jedenfalls in dieser Gegend.
"Die Kamera als Pinsel" bewußt verwendet - nächtliche Aufnahme des SKH "Lichter werden zu Streifen, Fassaden zu Lichtflächen" (aus dem Text für das Seminar "Mit Licht malen" von Jürgen Wassmuth vom 7.-9.11.2014 in der Schwabenakademie in Irsee) |
Text vor der Veranstaltung:
Mit Wolfgang Stich haben wir den Organisator der nächsten beiden Höhlenphotographentreffen gefunden. Es wird wieder einmal auf der Fränkischen Alb sein, wo wir in der Vergangenheit schon viele sehr erfolgreiche HÖPHOs abgehalten haben.
Nach dem recht gelungenen Treffen im ALBERGO bei Trochtelfingen auf der Schwäbischen Alb werden sich sicherlich viele Teilnehmer darüber freuen, daß es "weitergeht" mit den HÖPHOs. Die Idee ist noch immer sehr lebendig.
Eingeladen sind alle, die sich für Höhlenphotographie interessieren, d.h. nicht nur alle Höhlenphotographen und -filmer, sondern auch natürlich auch die "Blitz-" und "Modellknechte", ein neuer Ausdruck bezüglich dieser Personengruppe ist "Blitzschlampe", aber eben auch Zuschauer, Anfänger und Fortgeschrittene, die "Tiger" aus der Höhlenforschung genauso wie die schon kurz vor der Schwelle zum Altersheim stehen.
Dieses Mal ergibt sich kalendermäßig die Gelegenheit, daß wir ein paar Tage an die übliche Dauer eines Wochenendes dranhängen können. Deshalb geht es schon am Donnerstag los. Vorgesehen sind für Freitag und Samstag jeweils Fotoexkursionen zu einigen Höhlen der Frankenalb. Abends können wir dann, dank der Digitaltechnik, unsere Ergebnisse anschauen, vergleichen und gegenseitig voneinander lernen.
Wer am Kommen Interesse hat, der soll sich moeglichst bald beim Wolfgang melden, damit er im voraus weiß, wie viele Leute zusammenkommen und entsprechend geplant und reserviert werden kann.
Es soll wieder einmal auch ein allgemeines Thema geben, für das wirklich alle etwas mitbringen können, so daß die Reduktion auf wenige Hightlightpräsentationen wieder mehr aufgeweicht wird.
Vorschlag: Meine ersten Höhlenphotos.
Bringt einfach mit, was ihr habt, egal wie "gut" oder "schlecht" die sind.
Ein Beispiel von mir: 1965 in der Klausenhöhle bei Neuessing
Wann: Donnerstag 1. Mai ab 10 Uhr - Sonntag 4. Mai 2014
Wo: Sophie-Klein-Heim
Pegnitztalstr. 27
Ortsteil Hohenstadt
91224 Pommelsbrunn
Kontakt: Wolfgang Stich / wolfgang(dot)stich(at)web(dot)de
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