Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Höhlenmotiv im Werk von Moritz von Schwind
König Krokus und die Waldnymphe
"...noch unberührte Natur mit ihren nostalgischen Projektionen aufladen..." Altmann 114
"Moritz von Schwind gab den Märchen und Sagen ein Gesicht und verkörperte gemeinsam mit Carl Spitzweg und Ludwig Richter den letzten Höhepunkt der Spätromantik." Aus der Biografie von Schwind bei Lempertz....
Ähnlich wie bei Carl Spitzweg finden sich auch bei Schwind verschiedene Höhlenmotive.
Eine erste kleine Übersicht:
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1843/44 | Der Falkensteiner Ritt des Ritters Kuno |
"Ein junger Ritter reitet den nackten, schroffen Fels zur Burg
hinauf, sich die schöne Grafenstochter zu holen, während das Volk
der Zwerge, das ihm dabei half, einem Gießbach gleich, in seine
Erdhöhlen zurückflutet", Bünemann 5 Leipzig, Museum der bildenden Künste |
um 1845 |
Sackpfeifer
und Einsiedler |
Ein
„Einsiedler“ sitzt vor einer Felskulisse mit einem spaltartigen Höhleneingang |
Um
1846 |
Nixen
tränken einen weißen Hirsch |
Zwei
junge weibliche Wesen halten sich im Eingang einer Quellhöhle auf,
die sich unter dem Waldboden darüber öffnet |
1851 | Wieland der Schmied | Das Setting ist immer wieder sehr ähnlich bei Schwind. Diesmal kommt eine junge Frau den Berg herunter und ist fast dort, dort, wo der Schmied arbeitet, vor einer Felshöhle, aus der Feuer nach außen dringt und die Szene beleuchtet |
um 1855 |
Legende
vom Bischof Wolfgang und dem Teufel |
Bezug zur Wolfgangskapelle und der Durchgangshöhle dahinter am Wolfgangssee Schackgalerie |
1857/58 |
Aquarelle
als Folge von 15 Bildern zum Märchen "Sieben Raben" - 2 Baumhöhlenmotive 1858 erstmals gezeigt auf der Großen Münchner Kunstausstellung „..die Geschichte eines braven Mädels, das seine sieben in Raben verwandelten Brüder durch schwer geprüfte Treue erlöst“ Pommeranz 33 mit starkem Baumhöhlenbezug! |
Museum zu Weimar |
Nach 1857 | König Krokus und die Waldnymphe |
"Unter einer Rieseneiche lagern König Krokus und eine schöne Waldnymphe.." Bünemann 7 > Sieben Raben https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/A6LG42ID7JJ47THITI42YKWSCEVLFJLB |
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Ein
Einsiedler tränkt die Rosse eines Ritters |
Im
Hintergrund des Bildes öffnet sich eine Felskulisse mit einem
Felsdurchgang und einigen Felsspalten |
um 1860 |
Kaiser
Maximilian in der Martinswand |
Öl auf Holz Wien, Österreichische Galerie im Belvedere |
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Die
drei Einsiedler |
Felskulisse
im Hintergrund mit markanter Felsspalte und drei Personen |
1866/67 |
Der
sichere Mann (Nach einem Gedicht von Mörike) |
Ein
etwas wilder Mann, auf einem Stapel von Brettern liegend, die wie ein
aufgeblättertes Buch aussieht, im Hintergrund eine Felskulisse mit Höhlenöffnung,
in der ein nacktes geflügeltes Wesen sitzt |
1868 |
Geschichte
der Schönen Lau, nach dem Gedicht von Mörike, nach einer Radierung
von Julius Naue |
Mehrere
Personen scheinen sich um eine junge, nur leicht bekleidete Frau zu kümmern,
Felskulisse im Hintergrund (im Innern der Blautopfhöhle?) |
1868/69 |
Anfang
und Schlußbild aus dem Melusinenzyklus |
„Melusine“
schaut aus einem kleinen Felseingang aus einer Felskulisse heraus |
1868/69 |
Das
Wiederfinden / Aus dem Melusinenzyklus |
In
einer Nebenszene sind auf der rechten Seite mehrere nackte Frauen als
Gruppe gemalt, die vor einem Höhleneingang, in der eine andere Frau
mit wehenden Kleidern und einem Szepter herauskommt |
Ein paar Notizen und Zitate von und über Schwind...
1804 als 13. Kind von Franz, Edler von Schwind, und Franziska von Holzmeister in Wien geboren
"Wo immer von d e u t s c h e r Kunst die Rede ist, darf der Name M. von Schwinds nicht vergessen werden." Haack 1
"Einen Mund voll Musik muß einer täglich haben." Schwind/Pommeranz-Liedtke 5
"Die Natur ist schön. Sie müssen wir bestreben, sie so schön als möglich aufzufassen und wiederzugeben."
"Die Alten hatten uns viel voraus....sie konnten sich mit aller Liebe auf eines werfen...Dürer."
In Italien: "Die Deutschen machen nichts und die Italiener können nichts."
"Bei mir sind alle Bestellungen abgesagt, hätte ich die "Fliegenden Blätter" nicht, hätte ich nichts zu verdienen."
Franz Marc: "Meine Liebe zu Schwind ist unwandelbar und fast religiös."
"Nehmen sie die Frauen und Mädchen von ganz München, so finden Sie höchstens zwei, die allen Anforderungen an Schönheit wirklich entsprechen."
"..sie alle wollten sich dem Volks auf das engste verbinden, an der ursprünglichen Kraft und Reinheit des Volkes teilhaben, an den ehrwürdigen Überlieferungen des Volkes anknüpfen, nichts anderes als das Volks selbst sein, um „kern- und stammhaften Teil der Nation“ gehören..“ Pommeranz 12
"Für ihn enthielten die Märchen tiefe menschliche Wahrheiten, die er symbolisch gestaltete. Die Natur, die er liebte, war vom brausenden Galopp der Einhörner erfüllt, von den schwebenden, reigentanzenden Elfen, von den im Wasser spielenden Nixen, von der Geschäftigkeit und Rührigkeit der Gnome. Pommeranz 14
"Gewöhnliche Ereignisse gestaltete er wie Märchen und Märchen wie Wirklichkeit. Sc. War von Natur ein Märchenerzähler." Pommeranz 42
1871 Tod in Niederpöcking
Sein Grab befindet sich auf dem Südlichen Friedhof in München.
"In trauriger Öde, zwischen Fabriken und Zechen eingeengt, ziehen die schwarzen Straßen zwischen schwarzen Häusern dahin. Der elende Ziegelbau mit rußig angelaufenem Zement scheint hier die einzige Bauart. Überall Schienen! Man kann es nicht begreifen, was all die Bahnen sollen. Höllengegend." Wilhelm Schäfer, 1880 in Oberhausen
"Kleine Orte hatten sich in lärmende Städte verwandelt, mit verdreckten Mietskasernen und hastig erbauten Werkssiedlungen für das wachsende Heer an Fabrik- und Zechenarbeitern. Ratternde Züge zerrissen die Stille und transportierten Berge von Kohle zu den qualmenden Hochöfen, in denen unaufhörlich Eisen hergestellt wurde - für noch mehr Schienen und Waggons." Gunkel, Mensch oder Maschine 18, in Mohr/Schnurr
Literatur:
Altmann, Susanne (2024): Flucht aus der Realität, ARTE 8-2024, S. 114f.
Bünemann, Hermann ( ): Moritz von Schwind, Langewiesche Nachfolger Hans Köster, Königstein im Taunus
Haack, Friedrich (1913): M.v.Schwind, Künstlermonographien,
Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig, 4. Verbesserte
Auflage
Mohr, Joachim, Schnurr, Eva-Maria (Hrsg.) (2019): Die Gründerzeit - Wie die Industrialisierung Deutschland veränderte, SPIEGEL BUCHVERLAG, dva, München, 1. Auflage
Pommeranz-Liedtke, Gerhard (1974): Moritz von Schwind - Maler und Poet, Verlag Anton Schroll & Co, Wien und München
Schäfer, Dagmar (2014): Moritz von Schwind - Eine Spurensuche in Sachsen, Verlag der Kunst, Dresden 2014
Links:
https://www.pinakothek.de/de/sammlung-schack
https://www.kunstkopie.de/a/von-schwind-moritz-1.html
https://www.lempertz.com/de/kataloge/kuenstlerverzeichnis/detail/schwind-moritz-von.html
https://sammlung.staedelmuseum.de/de/person/schwind-moritz-von
https://www.albertina.at/forschung/zeichnung-druckgrafik/projekte/moritz-von-schwind/
https://www.pinakothek.de/de/sammlung-schack
https://reisser-kunstpostkarten.de/index.asp?gid=253
https://www.wissen-digital.de/Moritz_von_Schwind
https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Schwind,_Moriz_Ritter_von
"Alte Meister" und das Höhlenmotiv
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